Die Olympischen Winterspiele 2022 in Peking – Ein Resümee – Kritisch betrachtet…

Nach etwas mehr als zwei Wochen gehen nun die Olympischen Winterspiele wieder zu Ende und das für Österreich sehr erfolgreich. Die Athletinnen und Athleten aus unseren Landen haben sich großteils wacker geschlagen und die Erwartungen zumindest teilweise bestimmt übertroffen… Nichtsdestotrotz haben sich manche Hoffnungen aber auch zerschlagen. Schon im Vorfeld scheiterte die Schispringerin Marita Kramer – haushohe Favoritin auf Sprung-Gold – an einer Corona-Infektion knapp vor dem Event. Auch Stangenartist Marco Schwarz kam nach einer Verletzung einfach nicht mehr in die Form des Vorjahres. Und ebenso konnte Ramona Siebenhofer, eine der konstantesten Speed-Damen der letzten Jahre, ihre Medaillenambitionen nicht realisieren… Wo viel Licht, ist viel Schatten, sagt Goethe…

Aber schauen wir einmal zu unseren erfolgreichsten Sportlern… Ein Sportmärchen wurde für den Vorarlberger Joannes Strolz wahr, der genau 34 Jahre nach seinem Vater ebenso Gold und Silber bei der Olympiade holte. Und das, obwohl er noch im Vorjahr aus allen Kadern gefallen war. Auch Matthias Mayer kann sich nach diesen Spielen mit stolzgeschwellter Brust präsentieren – der Kärntner Tausendsassa holte zum 3. Mal Olympiagold, diesmal im Super G, zum Drüberstreuen eroberte er noch Bronze in der Abfahrt. Genauso können die Schispringer, die im Team-Bewerb über Gold jubeln durften, zufrieden die Heimreise antreten…

Trotzdem stand die Mega-Veranstaltung für Athleten aus aller Welt zweifellos auch im Schatten von Corona – es gab etliche Infektionen noch im Vorfeld aber auch während des Events selber. Teilweise mehrten sich die Stimmen, die wegen der Omikron-Variante eine Verschiebung für besser gehalten hätten. Aber die Veranstalter peitschten die Spiele durch – dabei ging es natürlich auch um viel Geld, das die Veranstalter in die Olympiade investiert hatten.

Und da sind wir gleich bei einem maßgeblichen Thema: wieso wurde ausgerechnet Peking als Veranstaltungsort gewählt? China ist eine kommunistische Diktatur, in der Menschenrechte nicht unbedingt hochgehalten werden. Dazu kommt, dass viele der Sportstätten erst für die Olympiade aus dem Boden gestampft wurden, und das in Gegenden, die extrem wind- und wetteranfällig sind. Hand auf’s Herz: hätte man da nicht eine andere Region mit passenderen Voraussetzungen bestimmen können?

Zweifellos fließen in so einem Fall Unsummen an Geld, und die lassen zu oft vergessen, was wirklich sinnvoll wäre: wenn wir an die Winterspiele der letzten Jahre denken, wurden diese nicht unbedingt von klassischen Wintersportorten ausgerichtet: 2014 war das Sotschi (Russland), 2018 Pyeongchang (Südkorea). Natürlich ist es durchaus wünschenswert, wenn Veranstaltungen dieser Art nicht immer in den üblichen Ländern stattfinden. Aber trotzdem: sollte man nicht im Vorfeld schon abklären, ob ein Aspirant wirklich die besten Möglichkeiten für die Sportler bieten kann? Hängt doch für diese sehr viel davon ab, es geht in vielen Fällen um die Krönung der Karriere, zu der man nur alle vier Jahre Gelegenheit hat…

Mit Sicherheit ereignete sich im Rahmen dieser Spiele auch so manche sportliche Tragödie. Man denke nur an die haushohe Favoritin Mikaela Shiffrin, die ihre Träume von einer Medaille in jedem Bewerb begraben musste. Als Schi-Wunderkind holte sie schon in jungen Jahren herausragende Erfolge und stellte Rekorde für die Ewigkeit auf. Nach dem Tod ihres Vaters zeigt die Sportlerin aber Nerven und muss sich noch dazu heftigen Angriffen in den Sozialen Medien stellen… Auch Vincent Kriechmayr, im Vorjahr noch Doppelweltmeister in Cortina d’Ampezzo, blieb in Peking ohne Medaille. Genauso rätseln Österreichs Biathleten, warum es diesmal mit Medaillen nicht geklappt hat…

Nächste Woche werden unsere erfolgreichen Sportler in der Hofburg geehrt. Vergessen sind dann die Verlierer, vergessen sind aber auch sehr schnell wieder so manche Sieger, die für ein paar Tage im Mittelpunkt stehen und dann als Vertreter einer weniger bekannten Sportart wieder in der Versenkung verschwinden – als Helden für ein paar Tage. Alpine Schiläufer oder Schispringer sind im Gegensatz dazu über die gesamte Wintersaison präsent und den Sportfans auch namentlich viel geläufiger als etwa die Snowboarder. Weiß jemand von Ihnen, liebe Leser, in einem Monat noch was Big Air für ein Bewerb war? Auch das ist Olympia…

Nun sind die Spiele wieder vorbei, den Sportlern, die sich oft lange Jahre und mit großem Einsatz auf dieses Event vorbereitet haben, sei jeder Erfolg gegönnt. Und heißt es nicht: Dabei sein ist alles! Leider geht der Olympische Gedanke in unserer Kommerz-Gesellschaft immer mehr verloren. Für viele Athleten steht letztlich im Mittelpunkt ihrer Bestrebungen, die großen Siege auch zu Geld zu machen – mittels toller Werbe-Verträge… Denn die Karriere ist kurz, und nicht jeder kann ein Leben lang von den Triumphen zehren wie ein Marcel Hirscher oder ein Hermann Maier…

Vivienne

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