Was geht in einem Menschen vor, der nicht nur schreibt sondern Schreiben als seine Berufung ansieht? Schreiben ist – zumindest für mich – nicht nur ein dringendes Bedürfnis sondern auch eine große Erleichterung, vor allem wenn man mit der Distanz von ein paar Wochen merkt, dass man sich wirklich Gutes von der Seele geschrieben hat. Ich kann nur von mir selber sagen: am Schlimmsten wäre für mich die Vorstellung, mir könnten die Ideen ausgehen, mir fiele nichts mehr ein, was ich schreiben könnte… Klingt in Ihren Ohren, liebe Leser, wahrscheinlich amüsant, aber es ist wirklich so. Ihre Vivienne, die sogar an normalen Arbeitstagen unter der Woche bisweilen zwei oder auch mehr Beitrage zu Papier bringt, könnte keine Ideen mehr haben?
In der Tat, Ängste dieser Art suchen mich bisweilen tatsächlich heim. Nicht immer, das gebe ich gerne zu, manchmal muss ich mir sogar Listen schreiben, um gute Ideen nicht zu vergessen, bis ich Zeit habe, Sie zu verarbeiten. Das erinnert wahrscheinlich manchen an Mick Jagger, der hin und wieder sogar in der Nacht aufspringt um eine Melodie, die er im Traum gehört hat (!) sofort niederzuschreiben, weil er sie am nächsten Morgen schon wieder vergessen hätte. Hat er zumindest selber einmal in einem Interview behauptet… Ohne mich mit Mr. Schmalzlippe jetzt so direkt vergleichen zu wollen: im Schlaf selber sind mir noch keine Einfälle gekommen, aber abgesehen von Anregungen durch mein Umfeld verfüge ich zugegebenermaßen auch über eine blühende Fantasie. Und beide Quellen sind, das darf ich Ihnen versichern, nahezu unerschöpflich…
Trotzdem gibt es Tage, an denen mir die Worte nicht so recht in die Tastatur fließen wollen. Oder eher ein wenig holprig. Daraus müssen dann nicht unbedingt „Werke“ entstehen, die mir nachher nicht gefallen oder die wirklich schlecht sind. Ganz im Gegenteil, bisweilen können diese Schwierigkeiten bewirken, dass ich sogar härter arbeite und letztendlich etwas ganz Besonderes schaffe. Aber es fällt mir an jenen Tagen nicht leicht, ich winde mich, ich strample mich ab und möchte bisweilen alles hinwerfen. Ob ich das tatsächlich tue oder nicht, entscheide ich meist spontan. Aber eine Idee, die ich an so einem Tag dann doch nicht realisiere, verwerfe ich für’s erste wieder ganz. Ich bin nicht der Typ der etwas schreibt und dann Tage danach zur Verbesserung daran arbeitet. Lieber lasse ich es einstweilen bleiben…
Eine richtige Blockade hatte ich noch nie im Lieben, aber ich erinnere mich, dass ich Anfang 2004, um den Geburtstag einer Freundin herum, einen Tag nicht eine einzige Idee hatte. Ich fühlte mich wie gefesselt und weiß gar nicht mehr warum. Es hatte auch keinen unmittelbaren Anlass gegeben, aber dieser Tag verging und obwohl ich mehrfach am PC saß, sprang der Funke nicht über. Keine Geschichte, keine Idee, die mir schoss. Es war fast beängstigend, wenn ich ehrlich bin, und ich hatte sogar ein wenig das Gefühl, leer und ausgepumpt zu sein… Aber nur einen guten Tag lang, wie ich schon sagte. Am nächsten Morgen schon wurde ich mit einer neuen Idee wach, die ich in den folgenden Stunden umsetzte.
Was mir bisweilen auch zu schaffen macht, sind Einfälle, die ich nach und nach aufarbeite um sie zu realisieren. Tatsächlich plagen mich dabei ab und an tatsächlich Ängste, mir würde der Stoff ausgehen, diese Geschichte oder dieses Gedicht fertig zu bringen. Es ist mir zwar noch nie passiert, dass dieser Fall tatsächlich eingetreten wäre und es ist Ihnen sicher aufgefallen, liebe Leser: meine Beiträge sind vergleichsweise eher lang, was ja eher ein Beispiel dafür ist, dass ich eine Inspiration nicht nur zu Ende bringe, sondern das noch dazu in einem – sagen wir mal – durchaus epischen Stil. Die Worte gehen wir eigentlich üblicherweise nicht aus…
Der Grund für diese Furcht liegt wohl eher darin begründet, dass ich einen sehr hohen Anspruch an mich selber habe. Und wohl indirekt auch eher fürchte, dem nicht gerecht zu werden als mit einer halbfertigen Geschichte nicht mehr zurande zu kommen. Vielleicht gehören solche Ängste auch nur zur Spinnerei eines Menschen, den ohne Grund jede Menge Selbstzweifel plagen. Aber das, liebe Leser, das müssen Sie entscheiden…
Vivienne