Vor inzwischen fast 3 Jahren wollten wir uns anstatt der billigen schwarzen Wohnzimmerwand aus folierter Spanplatte, die wir 8 Jahre lang gehabt hatten, etwas qualitativ Besseres leisten. Zudem hatten wir uns von dem eher deprimierenden Schwarz ‚abgesehen’, und wo es in der alten kleinen farblosen Wohnung in der Stadt noch fast edel gewirkt hatte, so war allein die Farbe hier im neuen bunten Haus doch unpassend, und die ganze Wohnwand wirkte ‚billig’, nicht allein wegen der Folienstöße, die an mehr und mehr Stellen etwas helle Spanplatte freigaben. Außerdem war sie – nie zeitlos gewesen – inzwischen hoffnungslos aus der Mode gekommen. Während dem Hausbau hätten wir dafür kein Geld gehabt, aber inzwischen hatten wir etwas angespart.
Ein schwerer Eichenschrank zum Preis eines halben Autos etwa war uns nie vorgeschwebt und hätte auch vom Stil her nicht ins Haus gepasst. Wir wollten mal sehen, wie weit wir mit 2.000 Euro kommen würden – Spanplattenmöbel sollten es jedenfalls nicht mehr sein – und klapperten die großen Möbelhäuser ab. Schließlich wurden wir fündig bei der Firma Kika. So bestellten wir eine schöne hohe zeitlose Wohnwand in echt Ahorn furniert. Die Wohnwand zeichnete sich durch abgerundete Kanten aus, und die dicken Böden wirkten sehr stabil. Sie bot viel Platz für Bücher, und zur Freude meines Mannes wenig für meinen Krimskrams, die vielen Ziergegenstände, die, in unserem Haus wirklich zu zahlreich, bisher viel Platz eingenommen hatten.
So bestellten wir das Teil, und die Lieferzeit sollte ca. 2 Monate sein. Wir kamen auch noch gerade mit den 2.000 Euro aus, sogar inklusive ‚schwarzer’ Zustellung und Montage, die von der Geschäftsleitung ausdrücklich genehmigt war. Außerdem war die Kürzung eines Regals in der Breite zwecks genauer Anpassung an die vorgegebenen Maße zu Hause inkludiert. Wie vereinbart wurde die Wohnwand Ende April aufgestellt. Wir war zwar im Grunde sehr zufrieden, erkannten aber bald, dass sie sozusagen unter den nicht mehr ganz billigen Möbeln doch eher untere Preisklasse gewesen war und man ihr das auch anmerkte. Die Schubladen leierten schnell aus und mussten neu eingestellt werden, trugen außerdem nicht viel Gewicht. Aber das waren doch Kleinigkeiten, mit denen man leben konnte.
Schließlich bemerkte ich vor etwa einem halben Jahr beim Abstauben, dass an fast allen 14 Böden mit je 2 abgerundeten Kanten an jenen Rundungen das Furnier aufplatzt war! Sofort reklamierte ich telefonisch beim damaligen Verkäufer, und die gerade abgelaufenen 2 Jahre Garantie sollten hier keine Rolle spielen. Ich hatte zwar ein wenig Sorge diesbezüglich, hätte mich aber mit diesem Argument keinesfalls so leicht abspeisen lassen, was sich aber ohnehin als nicht nötig herausstellte.
Lange hörte ich nichts mehr von der Möbelfirma, urgierte mehrmals. Schließlich kam ein Anruf, man würde vorbeikommen wollen, um den Schaden zur Vorlage beim Hersteller zu fotografieren, hätte aber vorläufig ohnehin keine Zeit dazu, also würde es den Fall beschleunigen, wenn ich selber Fotos machen und diese weitermailen könnte. Das tat ich auch, weil ich wirklich endlich den Fall abschließen wollte.
Schließlich erwarte ich mir nicht, wenn ich ein relativ teures furniertes Möbelstück kaufe, dass nach gut 2 Jahren das Furnier kaputt geht. Ebenso gut könnte ich billige Spanplattenmöbel kaufen und sie nach ein paar Jahren gegen neue austauschen, wenn sie unansehnlich werden. Das käme mir bei den Preisen noch billiger. Und welche renommierte Firma beharrt darauf, dass es normal ist, dass teures Furnier eben nur 2 Jahre lang hält? Aber noch glaubte ich, alles würde wieder in Ordnung kommen. Schlimm genug, dass ich immer dieses Pech habe, aber man würde sich schon Mühe geben, die Sache in Ordnung zu bringen. Irgendwie hatte ich mich schon damit abgefunden, dass entweder die Regalböden ausgetauscht werden, was der Firma womöglich noch mal so viel wie die Wohnwand kostet, oder man würde uns mit einer finanziellen Entschädigung abspeisen. Aber unter 1000 Euro wären wir sicher nicht zufrieden. Ich gebe doch nicht 2.000 Euro für ein Möbelstück aus, dass nach 2 Jahren unansehnlich ist. Nicht ehe ich ein Politikergehalt habe…
Endlich kam nach den Weihnachtsfeiertagen der ersehnte Anruf der Firma Kika. Der Hersteller war kontaktiert worden. Man hätte verhandelt und sich nach besten Kräften für uns eingesetzt, alles machbare ausgeschöpft, die Geschäftsleitung war involviert. Die Fakten waren die: Der deutsche Hersteller erzeugt dieses Produkt nicht mehr, deshalb sei es auch nicht möglich, die Böden auszutauschen (kann man glauben oder auch nicht). Gleichzeitig berufe er sich auf die abgelaufene Garantie, und mögliche Benutzerfehler (Temperatur, Luftfeuchtigkeit) können, besonders da es (angeblich!) keine weiteren Reklamationen gab, nicht ausgeschlossen werden. An dieser Stelle muss ich mich fragen, warum war dann keine Anleitung dabei, welche Temperatur in dem Raum herrschen und wie hoch die Luftfeuchtigkeit sein muss, damit das Möbelstück nicht kaputt wird? Wo gibt es so etwas? Und wozu dann die scheinheilige Auskunft, dass dieses Programm nicht mehr hergestellt wird – so als ob sie die Böden sonst austauschen würden – wenn sie dann doch kommen mit ‚meine Schuld und keine Garantie’.
Das allerhöchste, was man für uns herauszuschinden imstande gewesen war, sind ‚70 – 100 Euro Entschädigung’, für die die Firma Kika und der Hersteller zusammen zahlen (na, 70 werde ich nehmen, he???). Also ein Austausch der Böden – was ja angeblich geschehen wäre, wenn die Möglichkeit dazu bestanden hätte, wäre ganz sicher ein Vielfaches davon gewesen. Ich war schwer enttäuscht und erkundigte mich sofort beim Konsumentenschutz. Doch die meinten, ich soll froh darüber sein, denn tatsächlich käme auch bei Möbeln die Garantie von 2 Jahren zum Tragen, welche ja abgelaufen ist. So blieb mir nichts übrig, als das Angebot anzunehmen. Wären wir rechtsschutzversichert, hätte ich es bestimmt nicht dabei bewenden lassen. Tatsächlich mussten wir bei Abholung der Gutschrift noch unterschreiben, dass wir auf weitere Ansprüche verzichten – quasi nicht mehr zum Anwalt gehen können, um weitere Ansprüche geltend zu machen. Man kann aber anhand der Gesetzeslage nicht davon ausgehen, dass ein Anwalt mit Sicherheit mehr erreicht hätte. Doch eine Rechtsschutzversicherung zu haben ist sicher kein Fehler, auch wenn man das erst merkt, wenn man sie braucht.
Fazit ist, dass kein ‚kleiner Mann’ dem Kika – und wahrscheinlich auch keiner anderen großen Möbelfirma – wichtig genug ist, um bei so einem Fall mehr Druck beim Hersteller auszuüben, geschweige denn, den Schaden auf sich zu nehmen. Wahrscheinlich ist selbst die Firma Kika für den Hersteller nur ein ‚kleiner Fisch’, und Druck wäre sinnlos, da es ja heute sowieso nur mehr darum geht, billig einzukaufen, denn das will ja der Endverbraucher, und das geht nur, wenn nicht reklamiert wird, sprich Qualitätsmängel in Kauf genommen werden. Ein Teufelskreis, den sich der Konsument letztendlich selber macht….
© Sarkastika