Der Urlaub, Teil 1

Zum runden Geburtstag meines Mannes wollten wir uns, trotz all der Teuerungen in letzter Zeit, einen Kurzurlaub gönnen. Der letzte lag immerhin schon 4 Jahre zurück. Unsere erste Wahl war Hofer Reisen, da die wirklich günstig sind und dazu einen guten Ruf haben. Doch es war gar nicht so einfach, etwas zu bekommen: Das eine interessante Angebot ging nicht mit Kindern, oder nur mit einem Kind, das andere war zu teuer, das nächste zu weit weg, das andere schon völlig ausgebucht und ein weiteres nicht im uns möglichen Zeitraum, wo mein Mann Urlaub hatte. Schlussendlich blieb uns nur noch ein Angebot, zwar etwas teurer als vorgesehen, und nicht im geplanten Zeitraum, aber dennoch zeitlich möglich. Es handelte sich um eine Hotelanlage mit Nebengebäuden, welche günstiger waren. In einem solchen waren wir untergebracht. Es ging nach St. Ulrich am Pillersee in Tirol, Fahrtzeit gerade mal gut 2 Stunden. Gelegenheit, das neue Navigationsgerät auszuprobieren. Abfahrt am Sonntag nach dem hastigen und leicht vorgezogenen Mittagessen, da das Einchecken erst ab 15 Uhr möglich war. Heimfahrt am Donnerstag nach dem Frühstück. Über das, was dazwischen lag, wollte ich eigentlich erzählen:

Es ist ja schon mal gut, wenn eine Autofahrt, besonders eine längere, mit gutem Wetter anfängt, weshalb wir 4 bester Laune waren. Es schien jedoch, zumal das neue Navi fast 3 Stunden Fahrzeit vorgab, dass die geographischen Kenntnisse meines Mannes etwas besser waren, denn nachdem er eine Anweisung bewusst nicht befolgt hatte, waren es plötzlich nur mehr gut 2 Stunden, was uns Gelegenheit zu einer Rast mit Spaziergang gab. Die Gegend war wunderschön, die Berge sensationell, die Flora sagenhaft. Bei der Ankunft im Hotel wurden wir freundlich empfangen, wenngleich der Herr an der Rezeption wie ein Lehrling wirkte. Mit dem Zimmerschlüssel ausgerüstet, mussten wir uns auf die Suche nach dem Zimmer im 2. Stock in einem der Nebengebäude machen. Lift war jedenfalls vorhanden, obwohl ich dachte, noch nie einen so kleinen gesehen zu haben, da wir zu viert nur mit Mühe Platz fanden.

Das Zimmer selbst war auf den ersten Blick ganz okay, sauber jedenfalls. Den Boden zierte ein grauer Teppich, der mehr als ein paar Wellen hatte. Der Garderobenbereich war viel zu klein für 4 Personen, aber das sollte das geringere Problem sein. Die WC-Tür klemmte, und das Blech hing fast nur an der Türklinke, was übrigens trotz mehrmaliger Bitten nicht repariert wurde. Das Bad war sehr klein, ohne Wanne, aber schließlich waren wir ja nicht in einem 5-Sterne-Hotel abgestiegen. Duschgelproben gab es nur am ersten Tag, und der Duschgelspender in der Kabine war chronisch leer. Mit Handtüchern wurde nicht gespart, wenngleich darauf hingewiesen wurde, was ich übrigens befürworte, dass nicht automatisch alle Handtücher jeden Tag gewaschen werden, sondern nur jene, die man in die Duschwanne wirft.

Die Möbel waren schon ziemlich alt: Da war ein Doppelbett, ein Ablagetischchen, ein großer Spiegel, ein kleiner Esstisch, ein langgezogener Schreibtisch, auf dem ein kleiner Fernseher stand, ein Stuhl, und ein ausgezogenes, nicht gerade hochwertiges Sofa, als Bett für die Kinder gerichtet. Das eher schmale und langgezogene Zimmer, das praktisch, links und rechts von Möbeln gesäumt war, führte über einen schmalen Durchgang per extrem schwergängiger Schiebetür zu einem Gemeinschaftsbalkon in Stuhlbreite.

Das hieß, keine Rückzugsmöglichkeit für uns, oder für die Kinder. Der Fernseher hatte 8 Kanäle, darunter leider keinen Kinderkanal, der zwar durch den Hausmeister nachträglich eingestellt werden sollte, was aber nie passierte, außerdem war die Lautstärke fix eingestellt – damit es keine Beschwerden durch belästigte Nachbarn gab – und das war schon sehr leise. Die Lampenschirme über dem Bett und über dem Schreibtisch waren abgebrochen und nur eingeklemmt, damit sie gerade mal so hielten. Und wie scheinbar in allen Hotels und Pensionen gab es pro Person nur einen sehr dünnen Kopfpolster. Da mein Mann zu starken Nackenschmerzen neigt, hatte er sich seinen eigenen mitgenommen, ich bekam auf meine Bitte hin nach der ersten unschönen Nacht einen zweiten Polster. Die Kinder halfen sich mit mitgebrachten Stofftieren und dergleichen ab. Als Problem stellte sich heraus, dass es keinen kleinen Kühlschrank am Zimmer gab, denn wir hatten ein paar leicht verderbliche Lebensmittelreste mitgenommen, bevor wir sie nach dem Urlaub hätten wegwerfen müssen.

Der Vorteil war, dass im Preis Vollpension und Nachmittagskaffee mit Kuchen inbegriffen war. Der Nachteil war, dass die Verpflegung erst mit dem Abendessen ab 18 Uhr begann. Dazu waren wir zwischen den Mahlzeiten auf selbstgekaufte Getränke angewiesen (die wir nicht einmal einkühlen konnten). Es gab zwar einen Sparmarkt gleich schräg gegenüber, aber der hatte ja am Sonntag geschlossen. So vertrieben wir uns die Zeit bis zur ersten Mahlzeit mit einem Spaziergang zum See – und ließen die Kinder maulen über die Qualen des Wanderns, die sie nie mehr über sich ergehen lassen würden…

Das Essen sollte im Hotel im großen Speisesaal stattfinden. Uns gingen die Augen über bei den vielen warmen Speisen und Beilagen sowie Nachspeisen, die, großteils zur Selbstentnahme, bereitstanden. Man war versucht, alles mögliche, und ganz viel davon aufzuladen, musste aber nach ein paar Mahlzeiten feststellen, dass man eigentlich auch kaum mehr essen konnte als sonst, und dass sich vieles, z.B. die vielen Salatsorten, auch nur immer wiederholten. Wenn man mit prall gefülltem Bauch die halb vollen Teller stehen lassen muss, bekam man doch ein schlechtes Gewissen, was alles wegen uns weggeworfen werden musste. Es gab jedoch noch gleich einen Haken: aufgrund der vielen Gäste, hieß es, wären sie leider gezwungen, uns zu den Mahlzeiten zumindest bis Dienstag nach dem Frühstück im Weinkeller einzuquartieren. Der war zwar altbäuerlich und heimelig eingerichtet, auch viel ruhiger, aber man musste sein Essen über eine hohe Stiege und ein gutes Stück weiter tragen – weshalb wir wiederum auch lieber mehr auf die Teller aufluden, als 5 mal treppauf und treppab zu gehen. Zumindest die Getränke wurden zum Tisch gebracht, die Bedienung war höflich und nett.

Außerdem besaß die Anlage einen Pool, den die Kinder noch gleich am ersten Abend ‚einweihten’. Dieser war jedoch nur über 7 Ecken und Treppen und übers Freigelände zu erreichen und in einem der anderen, entfernteren Gebäude der Anlage zu finden. Es gab dort nur eine Umkleidekabine und keinen versperrbaren Schrank. Das Becken selbst hatte gerade mal 30 m², sowie eine Tiefe von knappen 1,5 Metern und war mit 10 Personen quasi überfüllt, weshalb wir es gerne den Kindern überließen. Es gab auch ein kleines Babybecken, und im übrigen keinen Bademeister, trotz dem so gut wie alle Kinder ohne Eltern da waren. Den Saunabereich nutzten wir nicht.

Die erste Nacht war nicht so toll: Den Bauch vollgeschlagen mit üppigen Speisen, und mit einem fast leeren Polster schlief ich äußerst schlecht. Der Urlauber über uns trug mit seinen hastigen Schritten auf dem knarrenden Boden nach seinen nächtlichen Touren sein Übriges dazu bei, und ganz nah an der Kirche untergebracht, hörten wir alle Viertel Stunde (trotz geschlossener Balkontüre – Fenster gab es keine) einen oder mehrere Gongschläge. Außerdem war es sehr früh sehr hell, wenn man, wie wir, Rollläden im Schlafzimmer gewohnt ist. Der Muskelkater wurde immer deutlicher, und mein ohnedies leicht verletztes Handgelenk trug auch nicht zu einer guten Laune meinerseits bei. Außerdem bin ich nicht der Typ, der gerne von zu Hause weg ist. Ich bin nachts meist häufig wach, und es ärgert mich dann, wenn ich mir nicht die Dinge holen kann, die ich zu Hause bei der Hand habe.

Teil 2 folgt …

© Sarkastika

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