Der Unterhaltungswert ist top!

Die zweite Staffel der Dancingstars wurde vor knapp zwei Wochen gestartet, fulminant wie die erste, und schon nach so kurzer Zeit sind die Meinungen wieder geteilt. Wie ich an Hand von diversen Leserbriefen in Zeitungen und Äußerungen im Bekanntenkreis mitbekam, gibt es nicht wenige, die Edi Finger jun. und Co nicht mehr unter den verbliebenen Besten sehen wollen. Ich selber empfinde es immer wieder als Kuriosum, dass die Fans und Zuseher selber sehr subjektiv beurteilen und handeln, auf der anderen Seite aber die jeweilige Gegenseite kritisieren oder sich gar aufregen, dass der bzw. die gehen musste, während jemand anderer bleiben durfte…

Was viele Leute nämlich dabei übersehen, ist der reine Unterhaltungswert der Dancing Stars und dass der Sieger gar keine so große Rolle spielt. Mal abgesehen davon, dass es natürlich ein Augenschmaus ist, die Teilnehmer in tollen Roben und Anzügen anmutig über das Tanzparkett fegen zu sehen. Aber es muss eben nicht zwangsläufig das objektiv beste Paar gewinnen, es kann durchaus sein, dass der etwas hölzern wirkende aber ungleich populärere Edi Finger in zwei Monaten mit seiner Tanzpartnerin den Siegerpokal entgegennehmen darf – dank seiner zahlreichen Fans. Und warum auch nicht? Es geht hier vorrangig um Schmäh, es geht um die Hetz und es geht um die Gaudi – und um nichts anderes, auch wenn zweifellos Nicole Beutler oder der rassige Tiroler Gregor Bloeb tolle Figur machen und mit ihren jeweiligen Tanzpartnern auch optisch sensationell zur Geltung kommen.

Seien wir doch ehrlich: Hier geht es um nichts! Das ist keine Weltmeisterschaft oder Olympiade, der Unterhaltungswert steht im Mittelpunkt und dazu gehört auch manchmal ein wenig Häme, durchaus auch meinerseits. Das gebe ich gerne zu. Etwa als in Runde eins Österreichs Paradeastrologin Gerda Rogers etwas unerwartet mit ihrem Partner Andy Kainz scheiterte. Ich muss gestehen, als Alfons Haider die Verliererin schlagfertig fragte, ob sie das Debakel vorausgesehen hätte, wäre ich vor Lachen beinahe nieder gebrochen. Was wohl auch an meiner mangelnden „Sympathie“ für Gerda Rogers liegt – dem einen oder anderen wird es hierbei ähnlich ergangen sein. Natürlich ist so eine Erstrundenniederlage kein Honiglecken, aber dieses Risiko musste schließlich jeder Teilnehmer tragen.

Auch Ulrike Beimpold war sichtlich nicht glücklich, als sie auch etwas unerwartet in Runde zwei ausschied. Aber ehrlich: wer weiß das in drei Monaten wirklich noch? Ich selber würde sogar so weit gehen zu sagen: am schlimmsten ist es noch immer, im Finale zu unterliegen… Auch wenn die Beurteilung durch die Kampfrichter oder das Publikum gerne kritisiert wird: darunter „leidet“ jede Sportart, bei der es Bewertungsnoten gibt, vom Schispringen bis hin zum Eiskunstlauf. Dass gerade in solchen Sportarten im Nachhinein gern diskutiert wird, ob diese oder jene „Note“ oder „Bewertung“ gerechtfertigt war, liegt auf der Hand. Aber wer nicht Willens ist, sich einer solchen „Bewertung“ zu unterwerfen, muss sich eine andere Sportart auswählen.

Und einmal abgesehen davon: In jedem Sport möchten wir gerne den Sieger sehen, der uns sympathisch ist und der uns liegt. Vorzugsweise einen Landsmann oder eine Landsfrau. Man denke an die vergangene Olympiade: ich werde nicht so schnell vergessen, wie Armin Assinger bei der Olympiaabfahrt der Herren die Siegesfahrt von Deneriaz kommentierte, als ob er Prügel kassieren würde. Zu sehr hatte er schon mit dem Triumph von Michi Walchhofer spekuliert und umso unerwarteter der Erfolg des Franzosen. Und ich möchte wetten, dass etliche andere Landsleute vieler Nationen allein bei diesem Bewerb auch einen ihrer Lieblinge an der Spitze gesehen hätten, nicht weil er der Beste gewesen wäre, sondern weil ihm Millionen Fans die Daumen drückten…

Kein Sport, und damit auch keine Konkurrenz kommt im Grunde ohne subjektiven Touch aus. Warum auch nicht? Bei den Dancing Stars ist die subjektive Note halt noch etwas stärker in ihrer Bedeutung, aber das macht viel vom Charme und wie gesagt vom Unterhaltungswert aus. Dagegen spricht auch nichts, und deshalb sollte sich niemand über Gebühr hineinsteigern in diese Fernsehshow. Ähnlich wie in eine Liebesgeschichte von Rosamunde Pilcher im Fernsehen. Mir werden die Dancing Stars sicher weiter ein paar angenehme Fernsehabende mit Amüsement und Witz bescheren, und mehr verlange ich auch gar nicht. Und wenn ich ganz offen sein darf: Möge der oder die Bessere gewinnen, aber im Fall des Falles: auch ein unerwarteter Sieger wie Edi Finger jun. würde mich nicht im Geringsten stören…

© Vivienne

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