In den letzten Wochen war ich meinem Stammlokal etwas untreu geworden. Am vergangenen Samstag überkam mich aber doch wieder die Lust auf ein gepflegtes Faßbier und ich entschied mich zu einem Besuch in dem kleinen Kaffeehaus. Ich möchte durchaus zugeben, dass ich auch schon etwas neugierig geworden war was sich unter den Stammgästen so getan hatte. Es sollte – wie so oft – bei keinem kurzen Abstecher bleiben und die dafür verantwortliche Geschichte möchte ich euch heute gerne erzählen.
An dem Abend war anfangs nicht viel los gewesen in dem Lokal, welches zum überwiegenden Teil von Stammgästen besucht wird. Auch Kellner Martin pflichtete mir bei, dass wir schon andere Zeiten im „Cafe Steiner“ erlebt hatten. Während ich an der Schank saß und gerade die Tageszeitung durchblätterte nahm neben mir ein junger Mann Platz, den ich zuvor noch nicht in dem Lokal gesehen hatte.
„Ich bin der Max. Bist du öfters da?“ waren die einleitenden Worte. Max erzählte mir im Laufe des Abends, dass er in einer kleinen Gemeinde in Oberösterreich aufgewachsen wäre und erst kürzlich aus beruflichen Gründen seine Zelte in Wien aufgeschlagen hätte. Auch wenn ihm in Wien noch einige Dinge etwas fremd erscheinen würden hätte er sich gut eingelebt und würde sich in seiner kleinen Wohnung im 2. Bezirk rundum wohl fühlen. Die Wochenenden würden noch genug Möglichkeit bieten um seine Eltern und Freunde in Oberösterreich besuchen zu können.
Ich kann es euch gar nicht mal sagen, wie wir an dem Abend auf das für mich nicht sehr vertraute Thema der freiwilligen Feuerwehr zu sprechen kamen. Es war wohl so, dass Max davon zu erzählen begann welche Dinge ihm denn aus seiner vertrauten Heimat am meisten fehlen würde. Ich sollte erfahren, dass er schon seit seiner frühen Jugend in der freiwilligen Feuerwehr der Gemeinde integriert gewesen war. „Das kannst du dir als Wiener wohl schwer vorstellen“, interpretierte Max meine neugierigen Fragen. Damit hatte er wohl bestmmt nicht unrecht, aber dennoch oder vielleicht auch gerade deswegen zog mich das aufgeworfene Thema ein wenig in seinen Bann.
Eine Statistik zeigt, dass unser Land bei den ehrenamtlichen Tätigkeiten sogar die EU-Spitze darstellt. Demnach würden 44 Prozent der Österreicher, das sind rund drei Millionen Menschen, regelmäßig in Vereinen, Organisationen und Projekten unentgeltlich mitarbeiten – während der EU-Schnitt bei lediglich 23 Prozent liegt. Bei der Art des freiwilligen Engagement führen Kultur und Sport, gefolgt von Hilfsdiensten und kirchlichen Aktivitäten.
Im Bundesländervergleich führen Oberösterreich, Tirol und Niederösterreich während die Bundeshauptstadt Wien in diesem Ranking das Schlußlicht darstellt. Dieser Umstand überrascht mich aber als Wiener gar nicht mal sonderlich. Ich denke, dass das Ehrenamt in der ländlichen Umgebung generell einen anderen Stellenwert als in urbaneren Gebieten einnimmt. Natürlich werden Tätigkeiten wie etwa jene der freiwilligen Feuerwehr in einer größeren Stadt zumeist von der Berufsfeuerwehr wahrgenommen. Aber auch darüber hinaus denke ich, dass in der klassische Dorfgemeinschaft das Ehrenamt eine weitaus höhere Bedeutung hat als in der oftmals anonymen Großstadt.
Dieser Umstand soll natürlich den Stadtbewohner nicht von einer ehrenamtlichen Tätigkeit abhalten, wenngleich es einem Wiener natürlich nicht möglich ist sich in seiner Heimatstadt bei der freiwilligen Feuerwehr zu engagieren. Dafür stehen aber zahlreiche Hilfsorganisationen zur Verfügung, die sehr dankbar für jede Unterstützung sind. Was sind die Beweggründe sich für eine freiwillige und unentgeltliche Sache zu engagieren? Es ist bestimmt nicht Langeweile, wie manche vielleicht boshaft unterstellen mögen. Aus meiner Sicht steht wohl einerseits der Wunsch im Vordergrund etwas bewegen zu können, wiewohl aber auch das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Gemeinschaft bestimmt eine große Rolle spielen kann.
Kommen wir aber zurück zu dem Feuerwehrmann den ich im „Cafe Steiner“ kennenlernen durfte. Die Erlebnisse von denen Max mir an dem Abend erzählte bestärkten meine durchwegs positive Haltung zu einem ehrenamtlichen Engagement. Max war in seiner Schilderung sehr offen und gestand auch ein, dass seine damalige Freundin oftmals auch schon sehr verärgert war, wenn er nächtens zu einem Einsatz gerufen wurde. Die Kameradschaft unter den Kollegen der freiwilligen Feuerwehr hätte für ihm aber immer einen sehr hohen Stellenwert gehabt. Diese zeigt sich letztlich nicht nur bei Einsätzen, sondern auch bei gemeinsamen Unternehmungen der verschiedensten Art.
Es war sogar schon soweit gekommen, dass ihm bei längeren Nichteinsätzen etwas gefehlt hatte. Dies hat sich nun aber durch die Übersiedlung nach Wien ohnehin etwas relativiert. Selbstverständlich ist Max weiterhin Mitglied der freiwilligen Feuerwehr und seine Kollegen haben auch großes Verständnis für die notwendig gewordene berufliche Veränderung gezeigt. Und es ist doch schließlich auch nicht allzu wahrscheinlich, dass er nun sein ganzes Leben in Wien verbringen würde, erklärte er mir. Aus diesen Aussagen konnte ich erkennen, dass das Heimweh doch noch nicht ganz überwunden war.
Pedro