Mario starrte auf das Haus.
Auf die typisch südländische Fassade.
Auf der sich Rosen rankten.
Duftende Rosen…
Mario schloss die Augen.
Atmete tief ein.
Hörte die Bienen summen.
Und spürte den leichten Wind in seinem Gesicht.
Wie lange war es her?
Dass er das erste Mal hier gewesen war?
Weit über zwanzig Jahre.
Und dennoch.
Er erinnerte sich an fast alles.
Was damals passiert war…
Die Tür wurde geöffnete.
Ricarda lachte ihn an.
Signore Mario!
Endlich sind Sie da!
Ich sage Signora Ramona Bescheid!
Sie ist im Garten.
Kommen Sie doch!
Ich nehme Ihren Koffer!
Mario brachte kein Wort hervor.
Bei soviel Überschwang.
Ricarda war eine gute, alte Haut.
Eine von der Sorte, wie es sie nur hier gab…
Ramona.
Er war schon gespannt auf sie.
Wie alt war sie damals gewesen?
Mario schmunzelte…
Blutjung jedenfalls.
Viel zu jung.
Und wunderschön.
Eine rassige Italienerin…
Auch solche Blumen blühten dort nicht.
Wo er herkam…
Ramona hatte ihn begrüßt.
Mit strahlenden Augen.
Sie hatte sich kaum verändert.
Ein paar Fältchen hier und da.
Sie tranken Rotwein.
Und plauderten…
Ramona erwartete ihren Mann noch am Abend zurück
Er hatte geschäftlich in Rom zu tun.
Und er freut sich auf dich…
Mario wusste nicht, warum er fast enttäuscht war.
Ein wenig zumindest.
Der Gedanke…
Eine Nacht mit Ramona allein in diesem Landhaus…
Aber wo dachte er hin.
Verrückter Kerl, der er war.
Es war Vergangenheit.
Was damals geschehen war.
Ramona war verheiratet.
Und er ja auch…
Sinnierend stand er am Balkon.
Die Sonne war gerade untergegangen.
Was für ein herrlicher Tag war das gewesen…
Er war nicht müde.
Trotz der langen Anreise.
Die Vergangenheit hatte ihn gepackt.
Er konnte sich gar nicht wehren dagegen.
Plötzlich war er wieder neunzehn Jahre alt.
Gerade fertig mit der Matura.
War er bei Freunden seiner Eltern eingeladen.
Hier in diesem Haus in der Toscana.
Ramonas Eltern.
Und er?
Völlig unbedarft.
Brav und bieder.
Notendurchschnitt 1,1…
Ramona war so anders.
Sie war nicht beeindruckt durch seine Noten in Chemie und Physik.
Ganz im Gegenteil.
Ihre Spottsucht traf ihn.
Und doch.
So wie sie ihn manchmal ansah.
Wenn sie sich nicht beobachtet glaubte…
Er schlief plötzlich schlecht.
Sehr schlecht.
Ramona begann eine Sehnsucht ihn ihm zu wecken.
Die er bisher kaum gekannt hatte.
Mädchen hatten ihn nie interessiert.
Wenn er lernte.
Er verkroch sich hinter Büchern.
Um der Konfrontation mit Mädchen auszuweichen.
Heute wusste er das.
Aber damals war er fast fiebrig.
Fiebrig wegen Ramona.
Die ihn alle Kraft kostete.
Und die er trotzdem immer wieder sehen wollte…
Und so oft es ging…
Am Abend vor der Abreise war er schwermütig gewesen.
Keine Ahnung, wann er Ramona wieder sehen würde.
Ramonas Eltern hatten ein Gartenfest für ihn gegeben.
Es war wunderschön gewesen.
Und trotzdem hätte er am liebsten zu weinen begonnen…
Irgendwann nach Mitternacht war er dann zu Bett gegangen.
Er konnte keinen klaren Gedanken fassen.
Das Buch, das er lesen wollte, legte er wieder beiseite.
Schließlich nickte er doch ein.
Irgendwann.
Das Licht brannte noch.
Ein Geräusch ließ ihn aufschrecken.
Er braucht einige Zeit um zu erkennen.
Wer da vor ihm stand…
Ramona?
Das Mädchen hatte ihn angelacht.
Sie trug ein langes, weißes Nachthemd.
Ihr dunkles, lockiges Haar wehte leicht in ihr Gesicht.
So, wie er es noch nie bei ihr gesehen hatte.
Mario erinnerte sich an jedes Detail.
Und sein Herz hatte ganz laut geklopft.
Obwohl er nur ahnte, warum Ramona da vor ihm stand…
Was ist los?
Seine Stimme hatte krächzend geklungen.
Kein Wunder.
Sein Mund war wie ausgetrocknet.
Ramona hatte nur gelächelt.
Und war auf ihn zugegangen.
Mario.
Ganz leise flüsterte sie seinen Namen.
Sie kroch zu ihm ins Bett.
Legte ihre Arme um seinen Nacken.
Und öffnete ihren Mund.
Bevor sie ihn zu küssen begann…
Ihm war heiß geworden.
Er hatte noch nie ein Mädchen geküsst.
Nicht richtig.
Aber Ramona zeigte es ihm.
Sie hatte so viel mehr Erfahrung…
Schließlich zog sie sich das Nachthemd über den Kopf.
Ihm war schwindlig geworden.
Als er ihre erregierten Brüste sah.
Und ihren Schoß.
Unrasiert.
Sie setzte sich auf ihn.
Und nahm seine Hände.
Begann sich wiegend auf ihm zu bewegen.
Immer schneller.
Mario lächelte.
Er sah die ganze Szene wieder vor sich.
Er hatte damals kaum begriffen, was da geschah.
Wie er in Ramonas Schoß eingedrungen war.
Mit ihrer Hilfe.
Und sie ihn fast zum Höhepunkt peitschte.
Laut schreiend und keuchend.
Und schweißgebadet.
Schließlich hatte sie sich auf seine Brust gelegt.
Und das Spiel wiederholte sich.
Nach ein paar Zärtlichkeiten.
Diesmal nahm er die Position oben ein.
Saugte sich an ihren Brüsten fest.
Küsste ihren Schoß.
Und fühlte wieder ihre Hände an seinem Penis.
Die ihm halfen einzudringen…
Seine Sinne explodierten.
Immer wieder.
Ramonas Körper spüren.
Sich an ihr zu reiben.
Ihre Brüste zu umfassen.
Oder ihre Hände zu fühlen.
Helfend.
Und stimulierend gleichermaßen.
Ihr Schoß, der sich für ihn öffnete.
Der feucht glänzte.
Bevor er eins mit ihr wurde…
Sie hatten ihn am nächsten Morgen geweckt.
Er hätte sich sonst verschlafen.
Stunden musste diese Liebesnacht gedauert haben.
Stunden…
Aber Ramona war nicht neben ihm gelegen.
Sie war verschwunden.
Wie ihr Nachthemd.
Das sie doch für ihn abgelegt hatte…
Mario ging vom Balkon wieder in sein Zimmer.
Diese Nacht war ein Abschiedsgeschenk gewesen.
Von Ramona an ihn.
Er hatte es nicht gleich begriffen.
Aber er war ein anderer Mensch geworden.
Durch sie.
Nicht weil sie ihn zum Mann gemacht hatte.
Er hatte damals auch etwas anderes begriffen.
Lernen ist nicht alles.
Bücher sind nur Theorie…
Nichts im Vergleich zum wahren Leben.
Natürlich hatte er Ramona wieder gesehen.
Sogar früher, als er geglaubt hatte.
Aber diese gemeinsame Nacht war einmalig geblieben.
Etwas Besonderes.
Und jedes mehr hätte diese wunderbaren Eindrücke verwischt…
Mario sah auf die Uhr.
Es war spät geworden.
Er würde schlafen gehen.
Ramonas Mann würde heute wohl doch nicht mehr kommen…
Vivienne