Was hatte ich nicht auch für einen Ärger gehabt, als mein PC neulich endgültig den Geist aufgegeben hatte! Das bösartige Virus, das ihn schon zwei Monate zuvor tagelang lahm gelegt hatte, war wieder zurückgekommen und diesmal sah ich mich außerstande noch einmal den Kampf aufzunehmen. Ich hatte nicht mehr den Nerv dazu. Und nachdem mir mein Schwager schon im September zu einem Notebook geraten hatte, gab ich schließlich nach. Mein Freund besorgte mir wenig später eines in Linz und der Preis stimmte mich milde…
Somit befand sich nun schon seit letztem Samstag ein Notebook auf dem Schreibtisch, wo ich normalerweise den riesigen Bildschirm und die Tastatur stehen gehabt hatte. Gewöhnungsbedürftig, auch wenn ich nach und nach begriff, dass der viele freie Platz nun jede Menge Raum bot für Bücher und andere Habseligkeiten, die ich nicht missen wollte. Ich war jedes mal wieder begeistert, wenn ich am Abend vor dem Bett gehen das Notebook zusammenklappte und feststellte, wie elegant das doch aussah, wenn es so dalag: dunkel, glänzend und ganz neu…
Meine Freude wich aber vor ein paar Tagen einer gewissen Betroffenheit, als ich plötzlich Schmutz auf dem eleganten Schwarz identifizierte. Wie war das möglich? begann ich fieberhaft zu überlegen. „Hast du vielleicht deinen Kaffee dort abgestellt?“ mutmaßte mein Freund, aber das hätte ich sicher nie getan. Vielmehr verdächtigte ich ihn selber, dass er in Gedanken etwas auf das Notebook gelegt hatte, das den Schmutz verursachen hätte können. Aber ich konfrontierte ihn nicht mit dieser Überlegung, denn ich wollte Streit vermeiden. Das war es dann doch nicht Wert, aber rätselhaft war die Sache schon. Während ich die Oberfläche des Notebooks reinigte, zog meine Stirn Falten und ich dachte nach…
Noch viel größer die Überraschung, als am nächsten Morgen trotz der gründlichen Reinigung das Notebook wieder verschmutzt war. Mein Freund hob das Gerät hoch, hielt es gegen das Licht und begann zu grinsen. „Ich glaube, ich weiß jetzt, wer der Übeltäter ist…“ Er deutete auf einen Schmutzfleck. „Sieh doch, das sieht genau wie ein Pfotenabdruck aus, ich sage dir, das war der Kater gestern Abend, als ich ihn von draußen hereingelassen habe. Der kennt keinen Genierer…“ Mein Freund hatte wohl ins Schwarze getroffen, denn bei gutem Licht betrachtet, waren die Pfotenabdrücke deutlich zu erkennen. Für den Roten bot das Notebook natürlich unglaubliche Vorteile und gerade so viel Platz, um es sich dort bequem zu machen…
Ich griff wieder nach dem Putzlappen und begann das Prozedere erneut. Natürlich war der Kater nicht immer sauber, wenn er von seinen Touren auf den Feldern der Umgebung heimkehrte. Zur Zeit fing er fast jeden Tag eine Maus und wo sollte er eines der kleinen Nagetierchen sonst antreffen als auf den Feldern oder eben im Garten, wo es schmutzig und nass war? Ich schüttelte energisch den Kopf. Nein, ich hatte nicht vor, das Notebook noch einmal zu reinigen, nur weil der Kater keine Stiefel trug. Da würde ich mir etwas einfallen lassen…
Am Abend saß der Kater wieder draußen am Fenster und miaute lautstark. Mein Freund holte ihn herein, Stocki rieb sich an seinen Beinen und fraß unglaubliche Mengen Kitekat. Schnurrend lief er danach ins Wohnzimmer und ich bemerkte schadenfroh, dass er sich suchend umsah. Wo war nur das Notebook geblieben? Kein Wunder, dass Kater Stocki es nicht sofort sah. Ich hatte nämlich ein paar Bücher und ein paar Schreibstifte auf das zugeklappte Notebook gelegt, so dass er dort nicht mehr Platz nehmen konnte… Ich beobachtete Stocki, wie er Minuten auf den halb versteckten Laptop blickte. Sein Schweif zuckte wild und sein Fell wirkte irgendwie gesträubt. Schließlich rollte er sich neben dem Ofen ein und rührte sich nicht mehr…
Es wunderte mich nicht, dass dem Kater der Platz am Notebook so gefallen hatte. Ein PC weist eine stärkere Strahlung auf als die Umgebung und Katzen suchen Strahlung. Sie fühlen sich dort pudelwohl, und ich hätte normalerweise auch nichts dagegen gehabt, wenn Stocki auf dem Notebook geschlafen hätte, aber mit schmutzigen Tatzen… Nein, das wollte ich nicht einreißen lassen. Am kuschelig warmen Kaminofen zu liegen war ja schließlich auch sehr bequem, oder nicht?
(C) Vivienne