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01.08.2005, © Vivienne

Ich hab’ dich weggeworfen…!

Ich stehe am Balkon.
Blick zu den Sternen.
Als ob ich dich dort suche.
Verloren zwischen leuchtenden Punkten.
Ich kann es nicht verstehen.
Nein.
Ich war nie verliebt in dich.
Das hätte ich doch merken müssen.
Ganz sicher nicht.
Wir waren einfach Freunde.
Gute Freunde.
Du warst ein Mensch, den ich gerne traf.
Mit dem ich lachen konnte.
Reden konnte.
Du hast mir einfach gut getan.
Natürlich siehst du auch gut aus.
Keine Frage.
Natürlich hast du mir gefallen.
Welcher Frau nicht.
Du hast schon was Besonderes an dir.
Aber ich habe mir nie etwas gedacht dabei.
Da war nie etwas zwischen uns.
Nichts Kribbelndes.
Ich hätte es doch merken müssen.
Hätte…

Der Wind weht mir das Haar ins Gesicht.
Es ist kühl geworden.
Der Tag war heiß.
Drückend.
Im Westen ziehen Wolken auf.
Ob es ein Gewitter gibt?
Ob es bei dir auch nach Regen aussieht?
Du bist weit weg.
Sehr weit.
Innsbruck.
Irgendwo in den Bergen.
Ich hasse Berge.
Nicht erst, seit dem du dort bist.
Du studierst.
Zweiter Bildungsweg.
Wenn nicht jetzt, dann nie wieder!
Das verstand ich auch.
Keiner hat dir das so gegönnt wie ich.
Du musst tun, was du für richtig hältst.
Ich habe es dir immer wieder gesagt.
Und du hast mich angesehen.
Irgendwie seltsam.
Ich konnte deinen Blick nicht deuten.
Damals…
Jetzt frag ich mich:
Wolltest du mir etwas sagen?
Und hast es nicht gewagt?

Es beginnt zu tröpfeln.
Aber ich gehe nicht hinein.
Donner grollt.
Der Wind wird stärker.
Ich war doch nicht verliebt…
Ich sage es mir immer wieder vor.
Ich wollte doch nur Spaß haben mit dir.
Und jetzt fehlst du mir so.
Ich versteh mich selber nicht.
Und warum es so weh tut.
So furchtbar weh.
Ich habe es nicht einmal gleich bemerkt.
Die anderen machten mich darauf aufmerksam.
Warum bist du so still?
Du bist gar nicht mehr fröhlich!
Nachts schlief ich schlecht.
Und wenn ich aufstand.
Und meine Stirn mit Wasser kühlte.
Da konnte ich nur an dich denken.
Die ganze Zeit.
Ich liebe dich.
Ja.
Ich habe es begriffen.
Ich liebe dich.
Und ich weiß nicht, was ich tun soll.
Ich weiß es einfach nicht.

Der Regen fließt über mein Gesicht.
Ich versuche mir dich vorzustellen.
Wie du ausgesehen hast.
Wenn wir beisammen saßen.
Einfach zwanglos.
Und als du gingst.
Gute Reise!
Ich lächelte dich an.
Drückte dir die Hand.
Und du sagtest kein Wort.
Du sahst mich nur an.
Hättest du mich gern in den Arm genommen?
Zum Abschied?
Kann schon sein.
Ich bin mir fast sicher.
Aber ich habe es nicht so aufgefasst.
Nicht in der Situation.
Ich war mir ja so sicher.
Ich liebe dich nicht.
Und du liebst mich nicht.
Jetzt flieh ich vor dem Regen ins Wohnzimmer.
Tränen und Tropfen mischen sich.
Auf meinen Wangen.
Aber dass du dich nicht mehr gerührt hast…!
Das schmerzt am meisten.
Ich habe dich nicht verloren.
Ich habe dich weggeworfen…!

Vivienne/Gedankensplitter

 

 

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