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26.12.2005, © Vivienne
Was ist schlimmer?
Eine abstrakte Betrachtung.
Bisweilen werden sie diskutiert.
Solche philosophische Fragen.
Lieber blind?
Oder lieber taub?
Nie mehr sehen?
Der nie mehr hören?
Haben Sie darüber schon nachgedacht?
Oder die Frage von sich geschoben:
Sie stellt sich doch gar nicht
Ich habe sie mir gestellt.
Das eine oder andere mal schon.
Und mal abgesehen davon, dass sich das kein Mensch wünscht.
Blind oder taub zu sein.
Ich bin jedes Mal zu einem eindeutigen Ergebnis gekommen.
Ich würde lieber blind sein als taub.
Obwohl blind sein abhängiger macht.
Als taub sein.
Obwohl ich ein stark visueller Mensch bin.
Wer mich kennt.
Dem sind meine bildhaften Vergleiche längst aufgefallen.
Meine Metapher sind fast schon legendär.
Weil fast alles, was ich höre, Bilder in mir entstehen lässt.
Mit denen ich vergleiche.
Mit denen ich erkläre.
Oder Antithesen aufstelle.
Ich liebe Schönheit.
Schönheit der Natur.
Die bizarre Form eines Eiszapfens genauso.
Wie eine einzigartige Landschaft.
Nichts ist vergleichbar mit dem Blau des Himmels im Sommer.
Ich würde all das sehr stark vermissen.
Wäre ich blind.
Und doch.
Was würde ich erst durch Taubheit verlieren!
Meine geliebte Musik!
Sie würde mir für immer verloren gehen.
Die Sonne und ihre Wärme kann ich auch blind auf meiner Haut fühlen.
Aber Musik?
Durch Taubheit wäre mein Leben wirklich arm.
Selbst wenn ich in größtem Reichtum leben würde.
Musik ist die Freude meines Lebens.
Die ich mit allen Sinnen meines Körpers wahrnehme.
Vor allem aber mit meinen Ohren.
Und dann noch:
Die Stimme meiner geliebten Menschen.
Ich könnte sie nicht mehr hören.
Man kann nicht nur in einem Gesicht lesen.
Sondern auch aus den Nuancen einer Stimme alles heraushören.
Die momentane Stimmung.
Die Gefühle.
Die Freude.
Das Glück.
Aber auch Leid und Kummer.
Die mancher unter einer Fassade versteckt.
Die er zur Schau trägt.
Lesen kann ich mit den Händen.
Ich muss es nur lernen.
Fühlen kann ich durch die Haut.
Es ersetzt mit in hohem Maße das Sehen.
Selbst das Meer kann ich durch meine Hände spüren.
Und die Frühlingsblumen betören mich durch Ihren Duft.
Aber wo bliebe meine Musik?
Wenn sie mich auf so grausame Weise verlassen würde?
Ich weiß es nicht.
Ich könnte lernen damit zu leben.
Ich nehme jede Herausforderung an.
Die das Leben mir bietet.
Aber Taubheit würde mich sicher brechen.
In gewisser Art und Weise.
Mir viel Lebensfreude nehmen
Gott möge mich vor beidem behüten.
So weit es möglich ist.
Aber ich wäre lieber blind als taub
Und Sie?
Vivienne
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