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30.10.2005, © Vivienne

Über die Bedeutung von Geld

Ich kann mir heute manches leisten.
Das war nicht immer so.
Etwa als ich arbeitslos war.
Vor einigen Jahren.
Und mit einem Stück trockenen Brot auskommen musste.
Nicht einmal Butter drauf.
Eine lange Geschichte, wie es dazu kam.
Und es ist vorbei.
Ich landete dann in einer miesen Firma.
Ein schlecht bezahlter Job.
Üble Chefs.
Kollegen zum Kotzen.
Teilweise halt.
Null Arbeitsmotivation.
Nur arbeiten.
Roboten.
Sklavenleben.
Viele Überstunden.
Aber plötzlich hatte ich wieder Geld.
Ich konnte mir wieder etwas leisten.
Ich fing langsam an, Dinge anzuschaffen.
Besonnen.
Mit einem Fernsehgerät.
Einem neuen, bequemen Bett.
Hübscher, moderner Kleidung.
Geld gab mir ein Gefühl an Sicherheit.
Und auch an Selbstwert.
Aber es machte den Job nicht angenehmer.
Sondern degradierte ihn noch mehr zur Pflichtübung.

Zum Leben fing ich erst später an.
Als ich endlich einen neuen Job bekam.
Der mir Zeit für mich selbst ließ.
Ich konnte auf Urlaub fahren.
Lernte wunderschöne Städte kennen.
Das Leben…
Ich erlebte wundervolle Momente.
Ich verspürte Glück.
Nie geahntes.
Mit lieben Menschen.
Ich fühlte mich plötzlich wohl.
Und trotzdem.
Geld hatte mir viel gegeben.
Ungeahnte Lebensqualität.
Hatte mir Flügel wachsen lassen.
In andere Länder.
Ich muss mir keine Gedanken über meine Zukunft machen.
Ein nettes Plus auf meinem Konto.
Aber das hilft mir nicht.
Wenn ich in dunklen Stunden grüble.
Oder auch heimlich weine.
Und schlecht schlafe.
Weil ich allein bin.
Und einsam.
Nicht immer.
Und nicht immer gleich stark.
Aber alles Geld der Welt:
Es ersetzt mir nicht den Menschen an meiner Seite.
Der ehrlich zu mir ist.
Und der mich glücklich macht.
Vorbehaltlos.

Geld macht nicht glücklich.
Nicht allein.
Es schafft Grundvoraussetzungen.
Für ein bequemes Leben.
Für Wohlstand.
Für eine Absicherung
Keine Sorgen haben zu müssen.
Keine materiellen Sorgen.
Im Grunde aber nichts.
Absolut nichts.
Im Vergleich zur Liebe eines geliebten Menschen.
Im Vergleich zum Gefühl:
Ich werde geliebt.
Ich werde angenommen.
So wie ich bin.

Seltsam bisweilen.
Der Mensch jagt nur mehr dem Erfolg nach.
Der großen Karriere.
Und dem Mammon.
Und merkt nicht:
Das große Glück findet sich nicht im dicken Aktienbündel.
Oder in Ruhm und Geld.
Glück findet der Mensch nur in sich selbst.
Und in der Liebe der anderen…

Vivienne

 

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