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02.11.2005, © Vivienne
Denken, was man nicht denken darf
Gestern war Reformationstag.
Man gedachte Martin Luther.
Der seine 95 Thesen anschlug.
An der Kirche von Wittenberg.
Mit seiner Kritik an der Kirche.
Und ihrem weltlichen Wirken.
Ungeheuer seine Überlegungen.
Für die damalige Zeit.
Ungeheuer die Folgen.
Luther wurde für vogelfrei erklärt.
Und verfolgt.
Später führten diese Thesen zur Spaltung der katholischen Kirche.
Ich glaube nicht, dass er das gewollt hat.
Vermutlich wollte er nur eine Diskussion herbeiführen.
Ein Umdenken
Das ihm nicht wirklich gelungen ist.
Die Kirche diktierte damals, was man denken durfte.
Strenge Vorschriften.
Und absolute Wahrheiten.
Die niemand in Frage stellen durfte.
Nicht ungestraft.
Luther nahm das Wagnis dennoch auf sich
Galileo Galilei.
Auch er kam in Konflikt mit der Kirche.
Schließlich hatte er erkannt:
Nicht die Planeten drehen sich um die Erde.
Alle Planeten drehen sich um die Sonne.
Und auch die Erde ist ein Planet
Auch er musste beinahe sterben.
Für seine Erkenntnis.
Für seinen Mut.
Er musste abschwören.
Durfte nicht mehr darüber sprechen.
Über das, was er entdeckt hatte.
Zeit seines Lebens.
Obwohl es die Wahrheit war.
Wie sich später herausstellte.
Niemand konnte Galileis Entdeckungen totschweigen.
Nicht auf Dauer.
Auch die Kirche jener Zeit nicht.
Menschen, die gegen die Normen denken:
Sie verändern die Welt
Hat es nun Sinn ein Querdenker zu sein?
Althergebrachtes nicht zu akzeptieren?
Sondern Mut zu neuen Wegen zu beweisen?
Das muss jeder selber entscheiden.
Der Weg abseits der geraden Straße ist nicht einfach.
Verwachsen.
Gefährlich.
Und man weiß nie genau, wohin er führt.
Aber was hätten wir getan ohne unsere Vordenker?
Die gedacht haben, was man nicht denken sollte?
Die die alten Pfade in Frage stellten?
Wir wären noch irgendwo in unserer Entwicklung.
Irgendwo und nirgends.
Manche Wahrheiten haben nur eine gewisse Zeit Bestand.
Aber wo man sich weiterentwickelt.
Beginnt man auch zu hinterfragen.
In Frage zustellen.
So mancher Mensch gibt sich nicht mit dem zufrieden.
Das er erreicht hat.
Er sucht nach Neuem.
Er sucht nach Besserem.
Ruhe- und rastlos.
Ein wacher Geist ruht sich nie auf seinen Lorbeeren aus.
Diese Menschen sind oft unbequem.
Ecken an.
Der Mensch in der Masse verhält sich oft wie eine Schafherde.
Sehr gleichförmig.
Bequem.
Ausrechenbar.
Manipulierbar.
Nicht jeder trägt die Saat des Neuen in sich.
Der Bewegung.
Viele sind auch zu feig.
Aber jene, die sich trauen, tragen eine unglaubliche Kraft in sich.
Menschen zu begeistern.
Unseren Horizont zu erweitern.
Die Kraft, die Welt zu verändern.
Ihr ein neues Gesicht zu geben.
Vielleicht auch nur:
Die Menschen zum Nachdenken zu bewegen.
Darin liegt die Bedeutung.
Und auch das Schöne
Eine Idee, deren Zeit gekommen ist, lässt sich nicht aufhalten
Vivienne
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