Home Prosa Aus dem Hinterhof der Seele
07.12.2005, © Vivienne
Verborgene Begierde
Theres Kupfer schüttelte den Kopf.
Sie beobachtete den Kollegen Schneider.
Schon die ganze Zeit.
Er stand in der Mitte des Büros und riss Witze.
Böse Witze.
Geschmacklose Äußerungen.
Gemeinheiten.
Über die korpulente Margit Schreiner.
Eine Kollegin.
Schneider war niveaulos.
Ein typischer Chauvi.
Paradesingle.
Der nur zu meist sehr schönen Mädels Beziehungen pflegte.
Gertenschlank.
Hübsche junge Frauen.
Wohl geformt.
Begeistern konnten sie Herrn Schneider aber auch nie lange
Und seit die arme Margit im Büro war
Sie musste Schneiders ganzen Spott ertragen.
Mit ihren wohl über hundert Kilo.
Und den riesigen Brüsten.
Wie hatte Schneider vorhin formuliert?
Zum Gaudium aller?
Brüste wie Melonen!
Theres schüttelte den Kopf.
Müßig sich aufzuregen.
Und Margit Schreiner ertrug das Ganze relativ gelassen.
Sie reagierte gar nicht mehr darauf.
Sondern machte einfach ihre Arbeit weiter.
Und das musste Theres wirklich bewundern.
Das war klug.
Es hätte wohl nicht viel gebracht.
Mit Schneider deswegen zu streiten zu beginnen.
Schließlich konnte er nicht ewig spotten
Margit Schneider tippte den Bericht fertig.
Das Lachen hinter ihr war verstummt.
So was passierte ihr nicht das erste Mal.
Nein.
Fast überall tuschelte man über sie.
Man lachte.
Oder man machte sich lustig über sie.
Mit ihrem großen Hintern.
Und den enormen Berüsten.
Eigentlich war sie recht hübsch.
Das wusste sie.
Aber sie liebte halt Schokolade.
Und Torten.
Eigentlich alles.
Was süß war.
Gut.
Sie hatte hundertzehn Kilo.
Aber Alfons, ihr Freund.
Wenn er ihre nackten Brüste sah.
Geriet er geradezu in Extase.
Sein Blick veränderte sich in der Erregung.
Er wirkte fast wie ein hungriger Wolf
Margit lächelte.
Ja, sie war gut im Bett.
Das wusste sie.
Beklagt hatte sich noch keiner.
Und da war es relativ einfach.
Willi Schneiders abfällige Äußerungen zu ertragen.
Schneider.
Der nur Bohnenstangen vögeln wollte!
Der hatte halt keine Ahnung
Willi Schneider erwachte schweiß gebadet.
Es war noch dunkel.
Ein dunkelhaariges Mädchen schlief neben ihm.
Die Konturen ihrer perfekten Figur zeichneten sich unter der Decke ab.
Willi beobachtet sie.
Wie sich ihre Brust gleichmäßig hob und senkte.
Er musste an seinen Traum denken
Immer derselbe Traum.
Sein Nacken schmerzte.
Er blickte auf die Uhr.
Es war noch sehr früh.
Vielleicht sollte er kurz duschen
Bevor er wieder schlafen ging.
Das warme, prickelnde Wasser tat ihm gut.
Er stöhnte leise auf.
Atmete schwer.
Wieder dieses Bild
Sein Herz klopfte wild.
Als er sich abtrocknete.
Willi zog seine Pyjamajacke über.
Drehte das Licht im Wohnzimmer auf.
Setzte sich auf die Couch.
Zippte kurz durch die Kanäle.
Was war bloß los mit ihm?
Seit ein paar Wochen quälten ihn diese Träume.
Und sie kamen immer wieder
.
Immer öfter
Willi schloss die Augen.
Er sah Margit Schreiners hübsches Gesicht vor sich.
Vor seinem inneren Auge.
Wie sie lächelte.
Ihre Brille absetze.
Und langsam begann, ihre Bluse aufzuknöpfen
Willi stöhnte wieder.
Er merkte, wie ihm heiß wurde.
Sehr heiß.
Er ertappte sich öfter dabei.
Wie er sich Margit Schreiners Brüste nackt vorstellte
Riesige Melonen.
Prall.
Und Üppig
.
Dabei war sie doch nicht einmal sein Typ!
Dabei konnte er doch jede Frau haben.
Viel hübscher als sie.
Aber Margit ließ ihn nicht mehr los.
Er stellte sich vor.
Wie er mit der Kollegin ins Liebesspiel vertieft war.
Sie lag unter ihm.
Stöhnte vor Lust auf.
Und ihre Brüste erregierten
Willi ballte die Faust.
Als wollte er mit dieses Bild unterdrücken.
Er stand auf.
Drehte sich fast hilfesuchend um
Neulich war es ihm wieder eingefallen.
Eine Kindheitserinnerung.
Er war ein kleiner Bub gewesen.
Vielleicht acht oder neun Jahre alt.
Er hatte mit der Tochter der Nachbarn gespielt.
In deren Haus.
Als er kurz auf die Toilette musste.
War er am Schlafzimmer vorbeigelaufen.
Die Tür war halb offen gewesen.
Und neugierig hatte er hineingeblickt.
Die Nachbarin war darin gestanden.
Vor dem Spiegel.
Eine kleine, dralle Person.
Nackt.
Sie zog sich um.
Gerade in diesem Augenblick drehte sie sich um.
Und er hatte den Blick nicht mehr von ihren riesigen Brüsten nehmen können.
Er war wie paralysiert gewesen.
Das wusste er noch.
Und er hatte keine Ahnung mehr.
Wie er noch auf das WC gekommen war
Er liebte riesige Brüste.
So wie die der Nachbarin vor über zwanzig Jahren.
Und so wie die von Margit Schreiner
Willi stöhnte wieder auf.
Sein Nacken schmerzte noch immer
Vivienne
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