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 Home Prosa Aus dem Hinterhof der Seele

22.05.2005, © Vivienne

Heut’ werf’ ich dich aus meinem Leben…

Wenn ich so nachdenke…
Die letzten Jahre habe ich mein Glück nur über dich definiert.
Über dich.
Und wie du mir gewogen bist.
Nie habe ich die Hoffnung aufgegeben.
Du könntest mich doch lieben.
Ich könnte dir doch mehr bedeuten.
Mehr als du letztlich gezeigt hast.
Mehr als letztlich spürbar war.
Reell.
Irgendwie war ich dir verfallen.
Ich weiß nicht warum
Nach außen hin warst du kein so außergewöhnlicher Mann.
Keine Superman.
Und auch kein Held.
Nein.
Im Grunde schienst du ganz einfach gestrickt.
So einfach wie ich mir meinen Liebsten wünschte.
Vielleicht aber doch  zu normal.
Zu normal um mich lieben zu können.
Ehrlich und aufrichtig.
Zu normal für starke Gefühle für mich.

Was habe ich oft gerätselt was du für mich empfindest!

Du hast mich Kraft gekostet.
Unendlich viel Kraft.
Ausgeblutet habe ich mich.
Für dich.
Mit meiner Hoffnung.
Der Kummer schien mich oft zu erdrücken.
Das Leid.
So viele Tränen.
Und dann richtete ich mich doch wieder auf.
Sammelte Kraft.
Ging weiter.
Mit neuer Hoffnung.
Banger Hoffnung.
Und Energie, die ich nicht mehr in mir vermutet hätte.
Ich war so dumm!
So viel Energie brachte ich auf für dich.
Energie, die eines besseren Mannes würdiger gewesen wäre.
Das weiß ich jetzt.
Ich hing an dir.
Weil ich meinen Selbstwert über dich definierte.
Verrückte Idee.
Obwohl es wohl unbewusst war.
Mehr oder weniger.
Es war dir egal, wie ich litt.
Es war dir egal, was ich empfand für dich.
Immer war ich da, wenn du mich brauchtest.

Aber wo warst du, wenn ich dich gebraucht hätte?

Nirgends.
Ich war allein.
Im Grunde war ich es immer.
Du hast nie zu mir gehört.
Du hast dich nur an mir bedient.
Auf eine gewisse Weise.
Ich gab dir so viel.
Du hast nur genommen.
Ich war so dumm.
Und so ahnungslos.
So als hätte ich es in der Hand, einen Menschen wie dich zu ändern.
Glatt.
Nicht fassbar.
Wie Quecksilber.
An deinen Kern bin ich nie gedrungen.
Dein Innerstes war nicht erreichbar.
Vielleicht bist du aber auch nur eine Hülse.
Die innen leer ist.
Eine gefällige Fassade.
In die ich mich verliebte.
Vielleicht gibt es gar nichts, das du mir zeigen kannst.
Eine verletzbare Seele.
Ein Profil mit Ecken und Kanten.
Man muss nichts verstecken.
Wenn nichts da ist.

Gefühle?

Hast du welche?
Oder verziehst du nur aus Gewohnheit den Mund?
Wie kann mich jemand lieben, der Liebe nicht kennt?
Verlange ich womöglich zu viel von dir?
Aber ich verlange nichts mehr von mir.
Was dich betrifft.
Heut’ werf’ ich dich aus meinem Leben.
Heute mach ich mich los von dir.
Obwohl du klebst.
Obwohl du verankert bist in meinem Innersten.
Ich löse mich.
Endlich.
Weil ich nicht mehr will.
Weil ich nicht mehr warten werde.
Dass du vielleicht doch…
Nein.
Ich denke nicht zu Ende.
Wozu?
Ich bin so kraftlos.
Aber ich werde Kraft schöpfen.
Wenn ich dich los bin.
Wenn ich wieder frei bin.
Egal, was du machst, wenn ich weg bin.
Egal, ob ich dir fehle oder nicht.
Oder nur Gewohnheit war.
Nach der du gefasst hast.
Wenn du Lust darauf hattest.

Du kannst dich nicht ändern.
Aber ich.
Ich gehe.
Ich drehe mich nicht mehr um nach dir.
Du wirst es gar nicht merken…

Für G.K.

Vivienne

 

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