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 Home Prosa Aus dem Hinterhof der Seele

01.11.2005, © Vivienne

Das Gfrett mit den Frauen

Hans saß auf seinem Schreibtisch.
Den Bericht würde er gleich fertig haben.
Hinter ihm wurde gelacht.
Und getuschelt.
Er drehte sich nicht einmal um.
Sie unterhielten sich über ihn.
Die lieben Kollegen.
Besser gesagt:
Sie amüsierten sich auf seine Kosten.
Hans hatte dieses Wochenende ein Blind Date gehabt.
Mit einer Frau, die er im Internet kennen gelernt hatte.
Steffi.
Eine nette Person.
Ein wenig drall.
Aber liebenswürdig.
Hans seufzte.
Die Bande hinter ihm wartete nur darauf.
Bis er, Hans, etwas erzählen würde.
Details…
Hans schüttelte den Kopf.
Was hatte er da wieder angerichtet!
Da!
Der vorletzte Satz war ganz holprig!
Gut, dass er das Ganze noch einmal durchgelesen hatte.
Vor dem Ausdrucken…

Hans!
Hans zuckte zusammen.
Das war Erwin.
Nun würde das muntere Geplänkel losgehen.
Hans!
Erwin pflanzte sich neben Hans hin.
Wie war dein Date?
Komm schon!
Wie war sie?
War sie heiß?
Erwin lachte laut.
Es klang widerlich.
Der Tonfall schmerzte in Hans’ Ohren.
Hans druckte den Bereicht.
Er sah Erwin nicht an.
Nett war’s.
Sehr nett.
Eine kultivierte Frau.
Wir haben uns glänzend unterhalten.
Der Laserdrucker warf ein Blatt nach dem anderen aus.
Erwin musterte Hans amüsiert.
Sein Blick war anzüglich.
Und?
Ihr habt nur geredet?
Aber geh!
Das war’s doch nicht, oder?
Komm schon!
Erzähl noch ein wenig…
Das Telefon läutete.
Hans packte den Hörer.
Als wollte er sich daran festhalten…

Kurz nach fünf packte Hans seine Tasche zusammen.
Schaltet das Handy wieder ein.
Niemand hatte angerufen.
Wer denn?
Der Abend mit Steffi war wirklich nett gewesen.
Aber nicht mehr.
Sie hatten getrennt bezahlt.
Und waren dann noch durch die Altstadt flaniert.
Dabei waren sie sich schon noch näher gekommen.
Ein wenig.
Er hatte den Arm um sie gelegt.
Und sie hatten viel gelacht.
Einen Moment hatte er gehofft.
Was heißt gehofft…!
Geträumt!
Sie würde mit ihm mitkommen.
In seine große, leere Wohnung.
Aber schließlich hatte sie ein Taxi gerufen.
Danke.
Ein wunderschöner Abend.
Ihre Augen hatten gestrahlt.
Du hörst von mir.
Ein kurzer Kuss auf den Mund.
Eine enge Umarmung.
Der Taxifahrer öffnete die Wagentür.
Und Steffi stieg ein…

Zugegeben.
Sie hatte ihm nicht das Gefühl vermittelt.
Aber sie war enttäuscht von ihm gewesen.
Ganz sicher.
Trotz der im Vornhinein ausgetauschten Fotos.
Sie würde sich melden!
Aber ja!
Ganz sicher!
Hans starrte aus dem Fenster des Busses.
Er war ein Versager.
Auf der ganzen Linie.
Wenn er nur an die Geschichten seiner Freunde dachte!
Und Kollegen!
Die trafen ganz andere Frauen wie er.
Willig.
Geil.
Unersättlich.
Schon beim ersten Date.
Ganze Nächte durchgevögelt!
Es musste wohl an ihm selber liegen.
An ihm allein.
Er, Hans, war ein Langweiler.
Unattraktiv.
Mit einem Wort:
Kein Mann, den eine moderne Frau wollte.
Eine moderne, selbstbewusste Frau.
Die wusste, was sie wollte…
Hans stieg aus dem Bus.
Sein Blick blieb an der Reklame hängen…
Vielleicht sollte er wieder in sein Stammlokal schauen.
Auf ein Bier oder zwei.
Daheim lief ohnedies nur das Fernsehgerät.
Und er hasste diese Serien schon wie die Pest!

Hans saß an der Bar.
Sein Blick hatte sich irgendwo an der Wand gegenüber verfangen.
Aus den zwei Bier waren schon drei geworden.
Hans fühlte sich dumpf und leer.
Heute würde er sich wohl betrinken.
Was er an sich nicht oft tat.
Aber heute war ihm danach.
Das Läuten seines Handys riss ihn aus den düsteren Gedanken.
Unbekannter Teilnehmer.
Ja?
Hans versucht, klar zu denken.
Servus.
Da ist Steffi…
Wie geht es dir?
Hans klammerte sich an der Bar fest.
Hallo…!
Ja, es geht…
Sie  hatte angerufen.
Sie hatte angerufen!!!!!
Steffi klang fröhlich.
Es war so nett mit dir…
Wirklich.
Es hat mir gefallen.
Steffi machte eine Pause.
Ich würde dich gern wieder sehen.
Wenn du möchtest…
Was hältst du von morgen?
Hans rang nach Worten.
Seine Stimme klang heiser…
Mal sehen.
Was hältst du von 20:00 Uhr?

Vivienne

 

 

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