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17.05.2005, © Vivienne

 

Das erste Treffen

In diesen Tagen, um den 20. Mai, werden es vier Jahre, dass ich zur Bohne gestoßen bin. Vier Jahre, in denen ich mich selbst sehr verändert habe und mich in meiner Fähigkeit zu schreiben und Worte gewandt wie lebendig einzusetzen, unglaublich weiterentwickelt habe. Es war, als hätte jener Tag Ende April 2001, als ich das erste Mal mit unserem Klezi alias Werner in Sachen redaktioneller Mitarbeit Kontakt aufnahm, ganz langsam einen Damm in meinem Leben zum Brechen gebracht und damit einem Fluss Raum geschaffen, der alles gesprengt hat, was ich vorher für möglich gehalten hätte. Constanze auf Life Radio war mit ihrer Sendung, in dem sie Werners Aufruf damals sendete,  also nicht ganz unbeteiligt daran, dass die Bohne das geworden ist, was sie heute ist…

Ich bin an sich ein geselliger und kommunikativer Mensch, aber die Zeitspanne, in die jener Neuanfang für mich fiel, war alles andere als einfach für mich. Zwar hatte ich lange Zeit keine Ahnung davon, aber ich befand mich im Mittelpunkt einer irrwitzigen wie teilweise sehr üblen Geschichte, würdig fast einer Telenovela. Heute kann ich relativ objektiv darüber urteilen, aber die Fakten sind im Grunde auch unter einer sachlichen Brille mehr als nur ungeheuerlich, prägten mich als Mensch in meiner persönlichen und politischen Entwicklung, nicht sofort sondern nach und nach. Die rote Vivienne, die Sie, liebe Leser, in meiner Anfangszeit kennen gelernt haben, existiert in dieser Form längst nicht mehr.

Am nachhaltigsten prägte mich im Zuge dieser „Geschichte“ wohl eine Liebesgeschichte, die grausam enttäuscht wurde. Der junge Mann hatte im Wesentlichen nur meine Gesellschaft gesucht um mich auszunutzen – für seine eigene Homepage. Sie haben richtig gelesen, bis März 2002 war ich für zwei Onlinemedien gleichzeitig aktiv tätig, ehe unsere Kooperation abrupt platzte – der Mann hatte nämlich unerwartet Farbe bekennen müssen. Falls es Sie trotzdem interessiert, für welche Seite ich damals schrieb – ich mache keine (unfreiwillige) Werbung für diesen Menschen, er ist es nicht Wert…

Von dieser Entwicklung ahnte ich allerdings noch nichts, als ich Peter und Werner, Ihnen bekannt als Einstein und Klezi, das erste Mal traf. Der bewusste Tag, der 19. Jänner, ist in mehrfacher Hinsicht ein bemerkenswerter Tag in meinem Leben. Meine Nichte Daniela hat auch an diesem Tag Geburtstag. Ich erinnere mich also noch gut an jenen Samstag im Jahre 2002. Wir hatten uns im Café des Linzer Amadeus verabredet und ich war etwas nervös, weil ich einige Monate zuvor hier schon einmal ein Blind Date gehabt hatte, das aus etwas grotesken und absurden Voraussetzungen heraus entstanden war.

Auch diesmal war ich etwas skeptisch, weil ich nicht wusste was mich erwartete. Und ich nahm mir vor, auf keinen Fall länger als eine gute Stunde zu bleiben, „falls die beiden Typen“ unmöglich sein sollten. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste! Ich versteckte mich sogar hinter meinen Brillen, die ich sonst selten trage, weil ich mich nicht wohl mit ihnen fühle. Ich erkannte die beiden sofort, und sie mich auch, und erinnere mich gerne an den Ruf Werners: „Da sitzt ja eh die Vivienne.“ Zwei baumlange Kerle mit der kleinen Vivienne! Was wir gelacht haben, ich fühlte mich in der Gegenwart der beiden sehr wohl und konnte im Nachhinein nicht verstehen, warum ich mich so lange gegen ein Treffen gestemmt hatte.

Wir übersiedelten schließlich am späteren Nachmittag noch ins Josef’s, weil das Cafe mit dem Schließen des Geschäftes zusperrte. Ich hatte mich lange nicht so amüsiert, das musste ich ehrlich zugeben, und damals wurden die Grundfesten für unsere Freundschaft gelegt. Auch wenn es damals noch nicht absehbar war: die Bohne hat mich damals nicht nur beflügelt sondern sie stellte auch eine gewisse Stabilität in meinem Leben dar. Einer Stabilität, derer ich bald schon dringend bedurfte: nicht nur, dass ich den Mann, den ich liebte oder zu lieben glaubte, auf so enttäuschende Art und Weise durchschauen musste. Fast gleichzeitig begriff ich auch, welche Geschichte sich die ganze Zeit hinter meinem Rücken abgespielt hatte und die, kurz bevor ich sie endlich entlarven konnte, in sich zusammen gebrochen war.

Fairness oder zumindest eine Erklärung und Entschuldigung wurden mir von den Verantwortlichen nie zuteil, weil die betroffenen Leute zu viel zu verlieren hatten. Ihre Übergriffe hätten sie wohl den Job gekostet oder zumindest in ein Besenkammerl verbannt. Mich haben diese beiden Ereignisse aber den Glauben an die Gerechtigkeit, an die Sozialdemokraten und an die Liebe gekostet. Den Roten habe ich zuletzt unmissverständlich abgeschworen und der Liebe bin ich nicht mehr begegnet in diesen gut drei Jahren. Vielleicht habe ich sie aber auch nur nicht gesehen oder sie dort gesucht, wo sie nun mal nicht wachsen wollte. Zu sehr habe ich an dieser Demütigung gekaut…

Einen sehr intimen Blick in mein Leben habe ich Ihnen heute gewährt. Meine anderen Geschichten betreffen mich längst nicht in diesem Ausmaß, obwohl so mancher da und dort schon wieder das Gras wachsen hören will. Aber das ist wohl das Schicksal eines Dichters, der es versteht, seinen Worten so beredt Leben einzuhauchen, dass fast jeder Anteil bewegt nimmt, auch wenn sie nur aus dem Reich der Fantasie stammen…

Vivienne
 

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