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18.07.2005, © Vivienne
Ein Mann muss mich ernähren können!
Lillys Gedanken zu dem, was manche Frau in einer Beziehung voraussetzt
Ich hörte diesen Satz vor einigen Jahren.
Von einer Frau.
Sie war meine Vorgesetzte.
Geschieden.
Sie hatte ein Kind.
Der Vater war der Geschäftsführer der Firma.
Der mit einer anderen Frau verheiratet war.
Ihr eigener Mann hatte sie wegen der Affäre verlassen
Ein Mann muss mich ernähren können.
Im Gespräch mit ein paar Kolleginnen ausgesprochen.
Der Satz veranlasste mich selbst zum Nachdenken.
Wozu?
Wozu muss ein Mann mich ernähren können?
Ich gehe selber arbeiten.
Ich habe mein eigenes Geld.
Niemand muss mich ernähren!
Unabhängigkeit war mir immer wichtig.
Niemanden fragen müssen, was ich wofür ausgab.
Heiratet man als Frau um seine Unabhängigkeit aufzugeben?
Ich weiß nicht.
Ich würde es nicht tun.
Heiratet man nicht aus Liebe?
Aber das ist vielleicht altmodisch gedacht.
Vielleicht wäre ich auch längst verheiratet.
Wenn ich nicht auf die Liebe warten würde.
Und vermutlich auch schon wieder geschieden.
Natürlich soll eine Beziehung eine solide Grundlage haben.
In den Tag hinein leben
von der Hand in den Mund
Das funktioniert nicht.
Das hält der Realität nicht stand.
Aber einen Gefährten aus finanziellen Erwägungen heraus auswählen
Das ist als würde ich mich verkaufen.
An den Bestbieter.
Das heißt sich prostituieren.
Zugegeben.
Manche Frau kann damit recht gut damit leben.
Die Ansprüche ans Leben hat.
Und die nicht dazugelernt hat.
Dass man angewiesen ist auf den Partner.
Und auf sein Wohlwollen.
Dass der mich knapp halten kann.
Meine Bedürfnisse ignoriert.
Und mich aushält.
Und nicht mit mir zusammenlebt.
Die Rollen sind klar verteilt.
Wer das Geld hat, schafft an.
Will ich das?
Als eigenständige, selbstbewusste Frau?
Ich weiß nicht, wie es Ihnen bei diesem Gedanken geht.
Ich will jedenfalls nicht.
Beziehung ja.
Aber nicht um jeden Preis.
Nicht um Freiheit gegen Abhängigkeit zu tauschen.
Was sind das für Frauen die so denken?
Ein Mann muss mich ernähren können?
Ich weiß es nicht.
Vielleicht regiert sie der Wunsch nach Sicherheit.
Oder auch nur materielles Denken.
Ich will, dass es mir gut geht.
Soll er aufkommen dafür!
Vielleicht
Zurück zu der Frau, die jene Meinung vertrat.
Ich glaube nicht, dass sie eine neue Beziehung wollte.
Nicht wirklich.
Sie war noch immer mit dem Geschäftsführer verbandelt.
Dem Vater ihres Kindes.
Der sich nicht scheiden ließ ihretwegen.
Oder wegen des gemeinsamen Kindes.
Das er offiziell nicht einmal anerkannte.
Ich glaube, dass sie diesen Mann liebte.
Und dass sie sich selbst eine Hürde legte.
Eine unüberwindbare Hürde.
Um sich keinem anderen gegenüber öffnen zu müssen
Geld verdiente sie nämlich mehr als genug
Selbst.
Sie wollte es nur nicht zugeben .
Vivienne/Lilly
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