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12.10.2005, © Vivienne

Warum ich mir sicher kein Auto kaufe!

Ein eigenes Auto macht mobil, das ist sicher richtig. Zug fahren ist oft sehr teuer und kostet mitunter noch mehr Zeit, etwaige Staus auf der Autobahn miteingerechnet. Sind Sie nicht auch in der letzten Zeit immer wieder mit Zugverspätungen konfrontiert worden? Da eine halbe Stunde auf dem Weg nach Wien, dort zwanzig Minuten unterwegs zu einem privaten Treffen mit einem Freund. Wer kann, steigt da lieber ins Auto. Keine Abhängigkeit von ungünstigen Zugfahrzeiten oder einem geradezu lächerlichen Fahrplan an Sonn- oder Feiertagen. In meinem Bezirk zum Beispiel verkehrt Sonn- oder Feiertags kein einziger Bus auf der Strecke Linz – Perg oder anders formuliert: wer auf Öffis angewiesen ist, wird in dem Fall am Wochenende  de facto isoliert.

Immer wieder frage ich mich, warum ich eigentlich seinerzeit den Führerschein gemacht habe. Ich möchte zwar nicht ausschließen, dass er mir irgendwann doch noch einmal nützlich sein kann, aber obwohl es manche Leute in meinem Umfeld nicht verstehen: bei diesen Treibstoffpreisen wäre es gerade zu verrückt für mich, mir ein Auto zu kaufen. Wenn ich nur bedenke, was ich mir alles mit dem Geld, dass ich mir an regelmäßigen laufenden Ausgaben spare, kaufen kann, bereue ich meine Entscheidung nicht ein einziges Mal. Allein der Blick auf die Anzeigetafeln an den Tankstellen lässt ein wohliges Gefühl in mir aufsteigen. Kein Cent vergeudet! denke ich mir dann, denn so abhängig kann ich gar nicht von einem eigenen Fahrzeug sein, dass ich nicht lieber beim Zug bleibe. Bahnhof in akzeptabler Entfernung, und unabhängig. Ja, Sie haben richtig gelesen. Unabhängig von Parkplätzen, Staus oder Unfällen auf der Bundesstraße.

Ein Auto hingegen ist eine Fahrgelegenheit, in die man ständig Geld inverstieren muss. Mal unabhängig von den Benzin- oder Dieselpreisen: Ich brauche keinem Autobesitzer vorzurechnen, was er für seine Versicherung bezahlt und wie man teilweise wirklich in manchen Werkstätten regelrecht ausgenommen wird. Vor allem Frauen können davon ein Lied singen. Heute las ich zufällig in der Zeitung, dass die Asfinag wegen eines geplanten langwierigen Straßenbauprojekts, für dessen Finanzierung sie dringend Einnahmen benötigt, die viel geschmähte Autobahn-Vignette wahrscheinlich von derzeit 72 Euro auf etwa 100 (!) Euro anheben dürfte. Man stelle sich das vor, eine Steigerung über 25 %! Der zuständige Landesrat für Oberösterreich kommentierte das sehr lapidar, was wieder beweist, wie sehr der Autofahrer schon als Melkkuh prädestiniert ist.

Wem’s nicht passt, der kann ja auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen – oder eben doch nicht, wenn man in der tiefsten Provinz daheim ist, wo die Versorgung mit akzeptablen Verkehrsmitteln so unterrepräsentiert ist, dass man schon wegen seines Jobs gar nicht anders kann als zähneknirschend zu zahlen. Dazu dürfte fest stehen, wie ich demselben Artikel entnehme, dass das Roadpricing tatsächlich kommt. Armer Autofahrer! denke ich mir angesichts solcher besorgniserregender Entwicklungen, und das meine ich kein bisschen zynisch. Ich werde mich aber hüten, mich ähnlich schröpfen zu lassen. Vielleicht bin ich ohne Auto nicht ganz so flexibel, und es ist sicher ärgerlich in der Kälte auf den Zug oder Bus zu warten. Aber zumindest muss ich nicht meinen letzten Euro in das Auto stecken und kann es mir tatsächlich noch leisten auf Urlaub zu fahren, obwohl ich keinen Geldesel mein eigen nenne. Schließlich brauche ich kein separates Reparaturbudget auf der langen Kante.

Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, liebe Leser, wie weit Sie selber ein Auto besitzen und wie weit Sie von solchen Tendenzen selber betroffen sind. Aber ich, obwohl selber praktisch unbeteiligt, schätze es schon als eine bodenlose Frechheit ein, wie der Autofahrer in diesem land wieder und wieder zur Kasse gebeten wird. Natürlich hat das Auto die Leute auch ein wenig bequem gemacht, so mancher fährt, obwohl seine öffentliche Verbindung recht schön ausgebaut wäre. Auch als Linzer müsste man in den meisten Fällen nicht notwendigerweise regelmäßig mit dem Auto in die Arbeit fahren. Aber Roadpricing, verteuerte Vignette, Mautgebühren oder Ähnliches dienen ja gar nicht dazu den Autofahrer „bewusster“ fahren zu lassen. Ganz im Gegenteil. Eine bestehende Abhängigkeit wird  unverfroren benutzt um noch mehr Geld herauszuholen! Das ist der Punkt. Wie furchtbar wäre es für die Asfinag oder unseren Finanzminister, wenn plötzlich nur ein Viertel aller Autofahrer bei uns regelmäßig auf ihr Fahrzeug verzichten würde um auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen! Den Aufschrei würde man in ganz Österreich hören! Oder anders formuliert: man weiß schon ganz genau, wo man sich das Geld holen muss…!

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Vivienne

 

 

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