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12.09.2005, © Vivienne

Veronas Märchenhochzeit

„…und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.“ Getreu diesem Motto wurde gestern (10. September) im Wiener Stephansdom (übrigens der ersten seit fünfzehn Jahren) Verona Pooths (vulgo Feldbusch) Hochzeit mit ihrem Franjo inszeniert. Inszeniert, muss man wirklich sagen, so wie ein großartiges Theaterstück oder einen romantischen Film. Hauptsächlich in den Farben weiß und pink gehalten. So wie die von Manner („Manner mag man eben“) gesponserte rosa Kutsche, auf der die Braut mit ihrem kleinen Sohn San Diego (wenn es jemanden interessiert: der Name heißt wortwörtlich übersetzt „Heiliger Sonntag“), der just an diesem 10. September auch selber Geburtstag hatte, stilvoll und natürlich standesgemäß zum Dom gebracht wurde.

Ob ich gern persönlich dabei gewesen wäre? Ja, durchaus. Ich kann es mir gut vorstellen, wenn ich nicht just woanders gewesen wäre. Verona ist eine fesche, rassige Frau, auch mit 36 Jahren noch, und der Traum von einem Hochzeitskleid, natürlich von einer Größe wie Modeschöpfer Karl Lagerfeld entworfen, kostete ein Vermögen und passte Verona wie angegossen. Wie eine Prinzessin sah sie aus, und auch ihr Lebenspartner Franjo, dem sie schluchzend das Jawort gegeben haben soll, kam auf den unzähligen Fotos und Filmausschnitten besser rüber als sonst. Prominenz glänzte und doch nicht so wirklich. Jede Menge Leute war eingeladen, wirkliche Stars und Promis habe ich vermisst. Cora Schumacher, wer ist das? Rennfahrerfrau, die von Ralf. Auch sehr fesch, aber ein ganz andere Typ als Verona.

RTL-Leute. Lothar Matthäus – denn der ist deswegen auch zur ORF-Sportsendung eingeladen worden. Macht nichts, dass Gerd Schröder oder Angela Merkel nicht dabei waren. Die hatten wohl mit sich selber zu tun. Gegenseitig. Ohne es jetzt böse zu meinen – eine derartige Hochzeit in Zuckerlrosa habe ich noch nie mitbekommen. Nicht in der Form. Fast unwirklich wirkte vieles auf mich, zu schön, zu bezaubernd, zu süß. Im Grunde sah die ganze Hochzeit wie eine einzige Hochzeitstorte aus, vierstöckig und mit viel Schlagobers, Creme und Marzipan verziert. Ein Kunstwerk, ohne Frage, aber bis man das verdaut hat?

Leser einer bestimmten Illustrierten werden demnächst auch Gelegenheit haben, Veronas zweisprachige Trauung mit Franjo (heißt: Franz Josef) im Stephansdom mit Bilddokumenten belegt nachvollziehen können. Verona hat die Exklusivrechte nämlich verkauft, geschäftstüchtig war sie immer. Aus dem Grund wurde auch das gemeine Fußvolk, das zum Jawort zwar zugelasssen war, penibelst auf geheime Kameras untersucht um zu verhindern, dass noch jemand Geschäfte mit Veronas schönstem Tag machen hätte können. Dem Vernehmen nach lohnte sich der Besuch der Kirche auch ohne finanzielle Hintergedanken – welch ein Schauspiel! Zahllose Fans der dativ-unsicheren Verona waren ihr sogar aus Deutschland nachgereist und plapperten beglückt ins Mikrophon, wie sehr sie sich über deren großes Glück freuten.

Ob Verona an diesem Tag einen Gedanken an ihre erste Ehe verschwendete? Dieter Bohlen, erfolgreichster Musikproduzent Deutschlands und selber gerade erst durch eine junge Frau wieder Vater geworden, war Veronas erster Mann und lobte in seiner Skandalbiographie Veronas Brüste, dass sie „standen wie Eisberge“. Lange konnte er sich allerdings nicht daran erfreuen, die Ehe scheiterte, nachdem Dieter die Hand mehrfach ausgerutscht war. Verona konnte schließlich nicht kochen… Aber sie hat dafür gesorgt, dass wir in Folge immer rege Anteil nehmen konnten an ihrem Glück oder auch an ihrem Unglück. Stets präsent in den Medien, vom Spinat-Blubb bis hin zur Telefonauskunft („…da werden Sie geholfen!“) war Verona nicht mehr wegzudenken aus den deutschen Wohnzimmern.

Irgendwie, man mag mir nicht böse sein für diesen Gedankengang, hatte ich eigentlich das Gefühl, dass es zuletzt ein wenig ruhig um Verona geworden war. Fast beängstigend ruhig. Beinahe hat sich mir auch die Überlegung aufgedrängt, die Märchenhochzeit wäre vielleicht nur inszeniert worden um sie wieder in alle Medien und ins Gespräch zu bringen. Eine solche Trauung bleibt den Menschen nun mal in Erinnerung und selbst wenn es keinen neuen Werbevertrag gibt, hat Verona damit zumindest wieder für einige Wochen alle Klatschspalten gefüllt. Gönnen wir Verona also den ganzen Rummel, die Tränen und die Freude. Obwohl ich fürchte: sollte diese königliche Ehe doch einmal scheitern, wird sie nicht halb so viele Schlagzeilen machen wie die Trennung von Dieter Bohlen…

Vivienne

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