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26.05.2005, © Vivienne

Stress durch Personalbereitstellung

Man mag geteilter Meinung sein, wie das AMS, das sich in letzter Zeit ein betont modernes Mäntelchen umhängt, arbeitet. Nach meiner Sichtweise geht es beim klassischen Arbeitsamt nur darum, Leute zu schubladisieren bzw. zu Nummern zu degradieren, zumindest sehr häufig. Ziel ist es, die arbeitslosen Leute so schnell wie möglich wieder zu vermitteln, auch wenn diese Firmen teilweise bekannt dafür sind, dass sie sich um Arbeitsrecht und Fairness wenig kümmern. Hauptsache für ein paar Monate aus der Statistik! Wobei man den Beamten selber wenig Vorwürfe machen darf deswegen – sie spüren auch den Druck, und haben oft keine Chance menschlich zu agieren oder individuell zu handeln.

Seit es Jobvermittlungsfirmen auch auf privater Basis gibt, mit denen man uns einzureden versuchte, dass alles besser und effizienter läuft, weil einfach privat, haben wahrscheinlich mehr Leute als nur ich die Erfahrung gemacht, dass dort genau so viel  falsch läuft. Vielleicht in etwas anderen Bahnen, aber letztlich um keinen Deut besser. In den ersten Jahren dieses Jahrtausends war ich wegen einer längeren Arbeitslosigkeit bei etlichen Firmen dieser Art vorgemerkt. Ohne den geringsten Erfolg. Es ergab sich sogar die etwas skurrile Situation, dass man mich bei einem dieser Unternehmen nicht für würdig empfand bei einem Linzer Kabelnetz- und Internetbetreiber überhaupt vorstellig zu werden.

Ironie des Schicksals: zwei Jahre später bin ich dann doch bei diesem Unternehmen gelandet, auf Leasingbasis und durch eine Firma, bei der ich auf Eigeninitiative einen Job gefunden hatte und die damals eng mit dem bekannten Unternehmen kooperierte. Am nachhaltigsten wie negativsten sind mir die Erfahrungen mit einer ganz bekannten Firma im Bereich Personalbereitstellung verlaufen. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass ich keine Namen nennen darf, aber vielleicht wissen Sie trotzdem, wen ich meine. Ich meldete mich also aufgrund einer Annonce bei dieser Zweigstelle im Linzer Zentrum, wurde eingeladen und durfte ein Gespräch mit einer nicht unsympathischen jungen Frau führen. Sie nahm meine Daten auf und verständigte mich auch eine Woche später, ich wäre in der engeren Auswahl.

Ich war sehr happy und steckte hohe Erwartungen in dieses Gespräch. Ein Termin der einen grotesken Verlauf nehmen sollte: denn die Mitarbeiterin dieser Personalbereitstellung sagte mir nicht einfach, bei welcher Firmenadresse ich mich einfinden sollte sondern nur den allgemeinen Treffpunkt. Und da ich mich in Urfahr nicht so auskenne, bekam ich auch ein Problem mit ihrer Angabe mit der 25er Linie würde ich direkt dorthin kommen, das stimmte nämlich gar nicht. Der Busfahrer gab mir einen Tipp, ich musste noch ein Stück mit der Linie 33 fahren. Etliche Telefonate später und mittlerweile regennass wartet ich bis die zuständige Mitarbeiterin mit den anderen Kandidatinnen am Treffpunkt eintraf.

Auf der Fahrt zum eigentlichen Ziel sank mein Optimismus auf den Tiefpunkt: während der Anfahrt wurde mir nämlich bewusst, dass dieser Arbeitsplatz für mich ohne Auto nur höchst kompliziert erreichbar sein würde. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln könnte es wohl fast eineinhalb Stunden dauern, und das machte wenig Sinn für mich. Trotzdem bemühte ich mich noch um den Job, dessen Inhaber so auf Geheimhaltung seiner Adresse bedacht war, weil ich die Fakten nicht wahrhaben wollte. Chance auf den Job hatte ich ohnedies keine, der Chef suchte Mitarbeiter mit perfektem, makellosem Lebenslauf, und damit konnte ich nicht dienen. Aber keine meiner Konkurrentinnen konnte vor den gestrengen Augen des Firmeninhabers bestehen, denn vielleicht zwei Wochen später konnte ich ein Inserat lesen, das er in einer Tageszeitung geschaltet hatte.

Das blieb dann aber auch das einzige Mal, dass sich diese Personalbereitstellung intensiv um mich kümmerte. In der Folge war Immer ich diejenige, die die Initiative ergriff, sich in Erinnerung rief. Etwa wenn ich wieder in einer Annonce des Unternehmens lesen konnte, dass ein Job zu vergeben war, der in mein Profil passte. Wenn ich dann eine Email versandte und auf diesen Umstand aufmerksam machte, wurde ich zwar wieder eingeladen bzw. zumindest angerufen, aber es ergab sich nichts. Nur Alibiaktionen, die darin gipfelten, dass man mich einmal anrief, ich aber erst knapp zwanzig Minuten später zurückrufen konnte. Da sei aber der Job schon vergeben gewesen (!), wie man mir fast zynisch zu verstehen gab und ohne sehr viel Bedauern.

Mein letzter Kontakt war vor knapp eineinhalb Jahren. Eine Mitarbeiterin rief mich pro forma an um mich zu fragen, ob ich noch weiter vorgemerkt werden wollte. Ich kürzte das Gespräch sehr direkt ab und bin seither unbehelligt und froh. Die Erfahrung zeigt,  dass sich diese Personalbereitstellungen auch nur die Rosinen aus dem Kucken picken, also Leute, die auch ohne großartige Unterstützung einer Fremdfirma wieder einen Job finden oder einfach wechseln können. Der nicht unwesentliche Anteil derer, die sich nicht in die üblichen Schablonen stecken lassen oder einfach Pech mit längerer Arbeitslosigkeit hatten, fällt durch den Rost und ist weiter auf das AMS angewiesen. Und dessen beschränkten Möglichkeiten.

Vivienne

 

 

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