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17.04.2005, © Vivienne

Viviennes Reminiszenzen
zu
Fünfzig Jahre Fernsehen

Der ORF feiert in diesen Tagen ein rundes Jubiläum, das selbstverständlich in einer großen Samstagabendshow zelebriert werden musste. Groß angekündigt im Fernsehen und den Printmedien habe ich mir Gedanken gemacht, wer für mich wohl die großen Stars im österreichischen Fernsehen waren. Dazu muss ich wohl anführen, dass ich keine große „Fernseherin“ mehr bin. „In die Röhre zu schauen“ hatte für mich vor allem als Kind einen Reiz, ironischerweise, als wir nur zwei Fernsehprogramme zur Verfügung hatten, ORF I + II, und die Auswahl an unterschiedlichen Sendungen verschwindend gering war. Mit der von heute nicht zu vergleichen also für mich, die ich heute via Parabolantenne und Receiver dutzende Programme durchziepen kann, wenn mir fad ist. Und mir trotzdem selten etwas ansehe…

Als ich ein Kind war, hatte ich so einige Stars die ich verehrte. Der größte war für lange Zeit Peter Alexander, den ich schon als Vorschulkind glühend verehrte und nichts war schlimmer, als ins Bett geschickt zu werden ohne mir seine berühmten Samstagabendshows ansehen zu dürfen. Auch seine seichten wie lange Zeit sehr unterhaltsamen Filme aus den 50er und 60er Jahren übten eine große Faszination auf meine Familie aus. Ob „Charlys Tante“ oder „Graf Bobby“ – wir waren begeistert. Irgendwie verlief sich diese Euphorie aber mit der Zeit. Was Sie, liebe Leser, nicht sehr erstaunen wird. Ich bin aus diesem Unterhaltungsschema in der Pubertät einfach herausgewachsen… 

Große Shows sehe ich mir mittlerweile gar nicht mehr an. Thomas Gottschalks „Wetten, dass…“ ödet mich nur mehr an, und das Rudel an Popstars, das er anzieht, kann ich mir auf MTV ohne seine störende Präsenz in aller Ruhe zu Gemüte führen. Dabei war ich durchaus auch einmal ein Gottschalk-Fan, so vor zwanzig Jahren, als er gemeinsam mit Günther Jauch auf der süddeutschen Ö3-Kopie Bayern 3 große Erfolge feierte. Kurz danach übernahm er dann das erste Mal „Wetten, dass…“ und ich war vor dem Patschenkino begeistert dabei. Immerhin war er Peter Alexander gar nicht so unähnlich, jetzt abgesehen davon, dass der eine blond und der andere dunkelhaarig ist. Beide sind ziemlich groß gewachsen und haben zwei Kinder…

Aber auch Gottschalk begann mich, wie erwähnt zu nerven, und Höhepunkte im heimischen TV muss ich mir oft mit der Lupe herauspicken. Den „Bullen von Tölz“ etwa (Ha! Schon wieder ein groß gewachsener Bursche!), „Sex and the City“ (nicht immer aber sehr gern!) oder die „Simpsons“. Ja, aber was ist mit Eigenproduktionen? Ich gestehe es ganz offen, auch wenn mich jetzt vielleicht dutzende Frauen hauen: Ich bin kein Armin-Assinger-Fan, und die Millionenshow sehe ich mir auch nur sehr selten an, weil es mich (ja, ich bin sehr arrogant!) nicht wirklich interessiert, solange ich nicht selber dort sitze. Assinger mag ja ein gut aussehender Mann sein, ist immer gut angezogen (könnte ich mir vielleicht auch leisten, wenn ich seine Gage hätte) aber er liegt mir vom Typ her nicht unbedingt. Ich als Verfechterin der geschliffenen Sprechweise habe wohl zusätzlich auch ein Problem mit seinem Dialekt…

Der mich bei den Sportübertragungen im Fernsehen vielleicht noch am wenigsten nervt. Da ich Sportübertragungen aber auch gern aus dem Weg gehe – in der Hinsicht schießt für mich ohnedies Heinz Prüller,  der Meister des banalen Details, die keiner wissen will, den Vogel ab. In negativer Hinsicht, wohlgemerkt. Aber solche „Gustostückerl“ kann man ja gezielt vermeiden, und dass Ihre Vivienne trotzdem in der Lage ist, auch immer wieder den einen oder anderen Sportbeitrag recht passabel zu verfassen, liegt am Sportwissen meines Bruders und an der ORF-Seite im Web. Aber zurück zu den angenehmen Dingen im Fernsehen: Kriminalistisches hat mich im Fernsehen immer wieder angezogen, neben Ottfried Fischer oder „Columbo“ Peter Falk selbstverständlich auch der Major Kottan, den ich mir in Drittbesetzung (Lukas Resetarits) erst dieser Tage in seiner Form als Kabarettist zu Gemüte geführt habe.

Der „Mundl“ ist und bleibt selbstredend der Klassiker schlechthin und gleichzeitig vermittelt er auch ein sehr stimmiges und realistisches Bild der Generation von vor dreißig Jahren. Wenn ich allerdings darüber nachdenke, was mich an aktuellen ORF-Produktionen zuletzt begeistert hat, bekomme ich fast Falten auf der Stirn. Ich sehe nun mal nicht wirklich oft fern, aber wenn, dann begeistert mich vor allem eines: MA 2412. Tränen habe ich gelacht bei der Serie um ein fiktives Amt des Wiener Magistrats „am Rande der Großstadt“. Das ist KULT! Immerhin garantiert auch Oliver Baier mit seiner Version von „Total daneben“ eine unterhaltsame Zeit im Fernsehen.

Die Show des ORF neulich Abend zum Jubiläum habe ich mir aber geschenkt. Nicht nur, weil ich „Jahrhundert-Platzhirsch“ Reinhard Fendrich nicht besonders gut leiden kann sondern auch weil ich solche Shows allgemein nicht mag. Sie gleiten immer ein wenig (oder auch mehr) in Selbstbeweihräucherung ab, und das wird mir dann immer etwas zu anstrengend. Und außerdem: wozu habe ich eigentlich über hundert Fernsehsender zur Auswahl? Eben!

Vivienne
 

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