Ja dieses kleine Biest! Ich hörte den Lärm ihrer Knatterkiste. Noch bevor sie die Auffahrt zur Garage nahm, ließ sie das blöde Ding noch einmal kräftig und aufreizend los.
Elvira war ein Ungewitter. Und ihre Versessenheit, überall aufzufallen, machte die Sache für mich auch nicht leichter.
Elvira die Wilde!
Meine Frau, Gott hab sie selig, hatte da wohl viel zuviel an Mütterlichkeit investiert, als der Stammhalter, von mir bei schon drei Töchtern sehnlich erwartet, sich auch wieder als „Schlitzpinkler“ erwies.
Ich weis, böses Wort bei genauer Betrachtung, aber… so immer genau Elvira, wenn sie mir mal wieder Vorwürfe machte.
„Papi, ich weis doch, dass du immer nur Jungs wolltest und trotzdem lauter Schlitzpinkler gezeugt hast.“
Ja, und Mutter von vier Mädchen zu werden, war meiner Frau auch nicht schon in die Wiege gelegt worden.
Ihr Tod mag da, bei aller Überraschung, für sie, nicht allzu unerwünscht gewesen sein.
Aus meiner täglichen Praxis als „Psychoonkel“, auch wieder so ein unflätiges Wort aus dem Mund der Jüngsten, sind mir allerdings auch ähnliche Charaktere bekannt, die durch scheinbar falsche Nachwuchszeugung letztendlich in die falsche Weltanschauung abdrifteten.
Als sich Elvira dieses Motorrad kaufte, sie hatte sich gegen meine Überzeugung, auf den Motorradschein zu verzichten durchgesetzt, versuchte ich noch, den Händler zur Rückname zu überreden.
Elviras Aufstand war dann aber so heftig, dass ich diesen Wunsch sofort wieder ganz hinten in der Garage begrub.
Der Händler hatte auch nur sehr herzhaft gelacht und gemeint: „Doktorchen, da hast du dir ja was Schönes eingebrockt. In deiner Haut möchte ich aber jetzt auch nicht stecken. Köstlich!“
Und das Händeklatschen seiner Werkstattbesatzung begleitete mich noch bis draußen und klang mir sogar noch in den Ohren, als ich den Hof der Schrauber-Bude schon längst hinter mir gelassen hatte.
„Papi, darf ich dir Sven vorstellen? Sven, das ist mein Vater!“
Elvira war, von mir in meiner Gedankenverlorenheit beinahe unbemerkt, ins Wohnzimmer gekommen, einen baumlangen Schlacks im Schlepptau.
Der Kerl war wohl einer von den Typen, die ständig zwischen Rotlicht und Knast pendelten, so mein sofortiger Eindruck. Wen hatte sich meine Kleine da schon wieder eingehandelt? Einen von diesen Motorradgangstern?
Von einem zweiten Bike in der Auffahrt hatte ich gar nichts mitbekommen. Doch der Kerl steckte in komplettem Halunkenoutfit, gar nicht zu übersehen.
„Papi, ich habe den Sven, er fährt ne alte Shofel, neulich auf dem Treff aufgegabelt. Und du wirst überrascht sein, er studiert an deiner ollen Uni. Und rate mal was?“
Ja was wohl, Elvira, Drogenkonsum?
„Lass hören Engelchen. Ich habe keine Ahnung!“
Wie der Kerl schon aussieht, dürfte der wohl eine Uni noch nie von innen gesehen haben. Seit wann gehen da Pferdediebe ein und aus?
„Psychologie, Papi! Sven studiert auf Psychoonkel im sechsten Semester und ist sogar schon im Vorbereitungsjahr aufs Praktikum in der Psychiatrie. Und er hat gesagt, er möchte den berühmten Professor Dr. Schultz, von dem alle schwärmen, doch unbedingt mal kennen lernen. Es ist dir doch recht, dass ich ihn mal mitgebracht habe?“
„Engelchen, ich bin platt. Nehmt platz!. Sven, darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“
Elvira, du kleines Luder, du lässt aber auch gar nichts aus, um deinen alten, kranken Vater zu überraschen. Aber, wenn’s ein Berufskollege ist, kann man ja auch mal genauer hinsehen. Oder?
Chefschlumpf grüßt alle Hitze-Geschädigten mit Bock auf`n „Bock“!