Ausländermentalität – und wie die Realität auch aussieht…

Sind wir ehrlich, liebe Leser, wenn man an Ausländerkinder an den Schulen bei uns denkt, hat ein jeder von uns meistens schon ein sehr spezifisches Bild vor Augen. Mangelnde Sprachkenntnisse, ungenügende Lernbereitschaft bis hin zu schlechten Noten, Klassenwiederholungen und die Befürchtungen vieler hiesiger Eltern, ihre Kinder würden in Klassen mit hohem Ausländeranteil einfach nichts Ordentliches mehr lernen. Es mag schon stimmen, dass es manche Extrembeispiele gibt, die diese These durchaus untermauern, man sollte aber die Masse der fremdstämmigen Familien in diesem Land ganz sicher nicht über einen Kamm scheren…

Dieser Tage traf ich nämlich zufällig eine ehemalige Kollegin wieder, die nunmehr seit ein paar Jahren endlich in ihrem angestammten Beruf als Lehrerin arbeiten kann, und zwar in einer Volksschule in Wels mit einem Ausländeranteil unter den Schülern von doch an die 50 %. Von mir gezielt auf eine gewisse Problematik angesprochen – Liese Prokop lässt grüßen! – konnte sie den Thesen und Interpretationen der Ministerin nur bedingt, wenn überhaupt zustimmen. So wusste mir die Bekannte ganz gegen den O-Ton üblicher Geschichten zu berichten, dass in ihrer Schule sehr viele eingewanderte Eltern durchaus ein Auge darauf hätten, dass ihre Kinder in der Schule ordentlich und ganz besonders auch fleißig mitlernen damit sie es in weiterer Folge in ihrem späteren Leben zu etwas bringen. Vor allem auch beruflich.

Eltern also, die sich durch ihre eigenen beschränkten Möglichkeiten zum Aufstieg nicht beirren lassen, danach zu trachten, dass der eigene Nachwuchs einmal alle Möglichkeiten offen hat, im Berufsleben erfolgreich zu bestehen. Natürlich, musste die Pädagogin einräumen, gäbe es ab und an auch Negativbeispiele von Leuten, denen es völlig egal wäre, wenn die Kinder ein Nicht Genügend nach dem anderen schreiben oder keine Hausaufgabe machen. Aber solche Extremfälle kann man durchaus auch in den ansässigen Familien finden: Eltern, denen das Wohlergehen und die Schulbildung der Kinder nicht am Herzen liegen würde, kämen zwar überhaupt nicht so oft vor, aber wenn, dann bestimmt in allen Bevölkerungsgruppen. Der Bekannten wäre es jedenfalls nicht aufgefallen, dass die Gruppe dieser „desinteressierten Eltern“ einen besonders hohen Ausländeranteil aufweisen würde.

Als ich die Lehrerin auf den hohen Ausländeranteil allgemein an ihrer Schule ansprach, wies mich diese auf einen vielleicht nicht so übermäßig beachteten Aspekt hin. Sie verdanke den Ausländerkindern hier durchaus ihren Job, schätzt sie die Situation sehr realistisch ein. Wer weiß, ob die Schule nicht geschlossen worden wäre oder mit einem anderen Stadtteil zusammengelegt werden hätte müssen. Und ob man ihr überhaupt dann vor über zwei Jahren das Jobangebot machen hätten können, sei mehr als ungewiss! Ich war ob der Direktheit der ehemaligen Kollegin durchaus überrascht, ich höre es nicht so oft, dass man sich im Lehrerkreis so positiv über den Ausländeranteil unter den Schülern äußert und das überdies negative Erfahrungen nicht so sehr an der Tagesordnung stehen.

Mich hat das Gespräch auf jeden Fall gelehrt, dass man sehr emotional gefärbte Kritik gegenüber Ausländerkindern an unseren Schulen durchaus kritisch hinterfragen soll und darf. Ein kleiner Bericht, der mir kürzlich in die Hände fiel, passte zu den Erfahrungen meiner ehemaligen Kollegin. Darin war die Rede von einem Besitzer eines Chinarestaurants aus Wien, der auf die schulischen Leistungen seines Sohnes großen Wert legte, und dabei eines sinngemäß versicherte: Mein Sohn darf einmal alles werden, was er sich wünscht, nur in meine Fußstapfen soll er auf keinen Fall treten!

Ein schönes Beispiel für Ehrgeiz, das mir gefällt. Natürlich kann man die Problematik von Zuwanderern und Emigranten hier und weltweit nicht nur unter diesem Blickwinkel betrachten – alle möglichen Aspekte zu beleuchten würden wohl den Rahmen dieses Beitrags bei Weitem sprengen. Aber mich haben diese Informationen etwas ganz Wichtiges gelehrt: zuerst einmal sind auch Ausländer nur Eltern, und ob ihnen die eigenen Kinder und deren Ausbildung am Herzen liegen, hängt nicht nur von ihrer Herkunft ab sondern von der Liebe zum Nachwuchs und von der Intensität, mit der man das Ziel, dass diese es einmal besser haben sollen als man selbst, verfolgt. Und da darf man mit dem Brustton der Überzeugung festhalten, dass es bedauerlicherweise auch unter den angestammten Familien bei uns noch immer zu viele gibt, denen das völlig egal ist!

© Vivienne

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