Der jüngst veröffentlichte Beitrag von Kollegin „Sarkastika“ hat sich unter dem Titel „Woran glauben wir noch?“ mit der Glaubenslehre, aber auch mit den geänderten Werteverständnis in unserer Gesellschaft auseinandergesetzt. Dieser sehr starke Beitrag hat mich persönlich veranlasst über mein Verhältnis zu Gott, aber auch dem zur Amtkirche nachzudenken.
Ich bin selbst (noch) zahlendes Mitglied der römisch-katholischen Kirche, auch wenn mich manche Geschehnisse rund um die Amtskirche – sei es etwa die seinerzeitige Affäre um Kardinal Hans Hermann Groer oder die jüngsten Geschehnisse in St.Pölten – nicht immer bestärkt haben, diese Bindung aufrechtzuerhalten. Auch spricht mir der alte Herr in Rom nicht wirklich aus der Seele, wenn es um gesellschaftspolitische Fragen, wie etwa jene der wiederverehelichten Geschiedenen, geht. Ich bekenne mich aber zur christlichen Gemeinschaft als Teil unserer Kultur.
Es mag sein, dass dieser Teilaspekt manchen zu wenig wäre, sich als Mitglied der römisch-katholischen Kirche zu sehen. Als vollwertiges Mitglied sehe ich mich aber auch nicht, bei einem Kirchenbesuch steht bei mir das architektonische Interesse im Vordergrund und eine Teilnahme an einer Messe ergibt sich gerade bei wenigen feierlichen Anlässen, wie etwa Taufen, Firmungen oder Hochzeiten. Dieses zweifellos sehr schöne Zeremoniell verstehe ich eben als einen wichtigen Teil unserer Kultur. Soviel zu meiner nicht gerade allzu innigen Beziehung zur Kirche.
In sympathisiere persönlich mit dem Agnostizismus (altgriechisch für „nicht wissen“), der die Ansicht vertritt, dass sowohl die Existenz als auch die Nichtexistenz von Gott weder beweisbar noch widerlegbar ist. Agnostiker sind sich der Grenzen des menschlichen Wissens bewusst und angesichts des fehlenden Wissens über eine Gottheit lehnen sie es ab, einen Glauben an die Existenz oder Nichtexistenz eines Gottes anzunehmen. Es besteht eine starke Abgrenzung zum Atheismus, da die grundsätzliche Möglichkeit der Existenz eines Gottes keinesfalls ausgeschlossen wird. Ebenso werden aber die Gottesbeweise der Theisten als nicht stichhaltig angesehen. Der agnostische Standpunkt wird von Agnostikern als der ehrlichste, wissenschaftlichste und rationalste angesehen.
Wenn ich nun auf der Straße gefragt würde, ob ich an Gott glaube, wäre die Darstellung des Agnostizismus in den meisten Fällen zu komplex, verwirrend und würde von manchen auch als hochtrabend empfunden werden. Ich denke, das es etwas Großes geben muss, das für unsere wunderbare Natur verantwortlich ist – aber ich denke, dass dies unsere Vorstellungskraft schlichtweg übersteigt. Mehr kann ich dazu einfach nicht sagen…
Kollegin Sarkastia schrieb in ihrem Beitrag, „wenn ich sage, ich glaube an Gott, dann weiß ich, dass er existiert“. Aus dieser Sicht bin ich zweifellos kein Gläubiger, denn ich weiß nicht, ob Gott existiert. Ich möchte abschließend anmerken, dass ich die christliche Wertegemeinschaft für einen schwer verzichtbaren Bestandteil unserer Gesellschaft halte. Meine persönlicher Zugang soll mir trotzdem unbenommen bleiben.
Pedro