„Ab durch die Hecke“

Jetzt, wo die Fußball-WM Vergangenheit ist, boomt das Kino wieder und einer der liebenswürdigsten Familienfilme, der dieser Tage bei uns in den Kinos startete, ist „Ab durch die Hecke“, im englischen Original „Over the hedge“, ein animierter Streifen der bekannten Dreamworks Studios, den ich mir dieser Tage im englischen Original zu Gemüte führen konnte. Und das nicht ohne Grund: bekannte Stars wie Nick Nolte, „Kirk“ William Shatner und ganz besonders Bruce Willis leihen den Tieren im Film ihre Stimme. Ich kann nur jedem, der die Möglichkeit dazu hat, die Original-Version empfehlen, da – man möge mir verzeihen – Ben Becker und Co ja doch nicht an die großen Stars und ihre (teilweise geniale) Stimmakrobatik heranreichen…

Die Handlung ist schnell erzählt. R.J., ein durchtriebener wie (im wahrsten Sinn des Wortes) mit allen Wassern gewaschener Waschbär, scheitert bei dem Versuch, dem noch im Winterschlaf befindlichen Bären Vincent seine Wagenladung mit Chips und Knabberzeug zu stehlen – weil er zu gierig war und der Bär wach wurde. Das Futter für die nächsten Wochen wird beim waghalsigen Fluchtversuch vernichtet und Vincent stellt R.J. ein Ultimatum: eine Woche, bis zum Vollmond, hat der Waschbär Zeit, ihm den Ersatz dafür zu besorgen – sonst hält sich Vince schadlos an ihm…

Während der Waschbär noch überlegt, wie er Helfer für diese schwierige Aufgabe gewinnen könnte, wird im nahen Wald eine Art WG der unterschiedlichsten Tiere vom Winterschlaf wach. Vernon, eine umsichtige wie kluge Schildkröte, ist väterlicher Leader dieser liebenswerten Gruppe. Leider muss die ungewöhnliche Großfamilie feststellen, dass ihnen die Vorstadt in diesem Winter an den Pelz gerückt ist. Nur mehr eine riesige Hecke trennt die lieben Viecher von den Menschen… R.J. ergreift die Initiative und der fantastisch ausgerüstete Waschbär versteht es, die biederen Tier sofort in seinen Bann zu ziehen. Berechnend lehrt er sie Gefallen zu finden am Knabberzeug, das er für Vincent besorgen muss.

Vernon, dem der Waschbär suspekt ist, bleibt mit seinen Wurzeln und Trockenfrüchten allein, während die anderen Tiere R.J. bald bei seinen Diebeszügen zu den Menschen unterstützen, ganz, wie der von Alpträumen geplagte Waschbär es geplant hat. Vernon wird binnen Kurzem zum Außenseiter, R.J. hingegen wird umjubelt und hoch gelobt… und geliebt… Der Waschbär könnte zufrieden sein, wenn sich nicht unerwartet bisweilen schon sein schlechtes Gewissen melden würde. Er hat mit allem gerechnet, nur nicht mit echter Zuneigung… Als Vernon unabsichtlich die ganze Ladung an Knabberzeug, die für Vincent gedacht war, bei dem Versuch, sie zurückzugeben, zerstört, ist Gefahr im Verzug.

Aber sogar Vernon selber macht mit bei einem letzten Coup, bei dem bei der exaltierten Karrierefrau hinter der Hecke eine Vorratsladung an Fresserei gestohlen werden soll. Stella, das Stinktier wird dabei zur Edelkatze hochgestylt, die den verzüchteten Siamkater der Karrierefrau ablenken soll – mit seinem Halsband möchten sich die Tiere nämlich Einlass ins Haus verschaffen. Der genau durchdachte Einbruch funktioniert wie am Schnürchen, bis R.J. wieder zu gierig wird und die Sache auffliegt… R.J. kann mit dem Diebsgut flüchten, seine neuen Freunde werden allerdings von einem tötungswilligen Kammerjäger gefangen und sollen weggebracht werden… Zur Lebensgefahr kommt für die Tiere die bittere Enttäuschung über den Waschbären und die Erkenntnis, dass Vernon mit seiner Meinung über ihn immer Recht hatte…

Gerade als R.J. das Diebsgut bei Vincent abliefert, wird sein schlechtes Gewissen übermächtig. Ungeachtet der Gefahr, der er sich in doppelter Weise aussetzt, flieht er mit der Ladung und stellt sich dem Kammerjäger, um seine Freunde zu befreien. In ihrem Unmut wollen die Tiere, deren Käfige bei der ersten Attacke des Bären zerborsten sind, R.J. zuerst gar nicht in den Wagen helfen, aber Vernon gibt ihm eine Chance. Viele Gelegenheiten zum Hadern gibt es aber gar nicht, denn die Waldtiere müssen sich gegen den Kammerjäger wie den wütenden Bären zur Wehr setzen, was ihnen in einem sehenswerten, ja, fast schon sensationellen Finale auch gelingt…

Ende gut, alles gut. R.J. kommt als neues Mitglied der Tier-WG endlich zur Ruhe, wo er all das gefunden hat, was ihm in seinem bisherigen Leben verwehrt blieb: Liebe, Anerkennung, Wärme,… Auch der Siamkater der im Finale arg zerzausten Karriere-Lady wechselt die Seiten und flieht in den Wald: er hat sich in die resolute Stella verliebt, und ihr Gestank stört ihn nicht: durch seine platte Nase kann er nämlich nichts mehr riechen…

Ein gelungenes Feuerwerk an witzigen Szenen und Gags, die Kinder wie Erwachsene gleichermaßen amüsieren, erwartetet die Zuseher von „Over the hedge“. Bruce Willis, der dem linken Waschbären seine Stimme leiht, gab in einem Interview an, dass er bei der Synchronarbeit echt gefordert war. Den Vogel schießt allerdings William Shatner als Sprecher des schauspielbegabten Oppossums ab – selten so gelacht…!

(C) Vivienne

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