Es war sehr schön… – Aus dem Leben

Otto von Habsburg. Kaiserspross. Kürzlich verstorben. Fast 100 Jahre alt… Noch etwas älter geworden als der legendäre Großonkel, Kaiser Franz Joseph. Eine Familie mit recht guten Genen, trotz der jahrhundertelangen Inzucht! geht mir durch den Kopf. Begraben wird er in der Kapuzinergruft werden, wie seine Vorfahren… Warum eigentlich? taucht da der Widerspruch in meinem Kopf auf. Hallo! Wir sind keine Monarchie mehr, seit 1918, fast so lange wie Otto von Habsburg alt geworden ist. Seltsam… Anspruch dürfte er keinen darauf haben, bestimmt nicht…

Immerhin ein Fünftel möchte bei uns eine Monarchie! meldet das Radio am Morgen. Unfassbar! denke ich mir. Die Leute haben doch keine Ahnung! Nicht die Geringste! Ein Leben in einer Monarchie? Nein danke! Hmhmm. Mag schon sein… Es hätte auch Vorteile. Robert Heinrich I. (alias Robert Palfrader) hält Hof und die Touristenmassen fließen ins Land. Deutsche! Engländer! Japaner! Amerikaner! Und wo ist Sissi – pardon Augenweide? Das würde uns Geld bringen, zweifellos. In einer Zeit, in der uns die EU schröpft, wären zusätzliche Euros in Millionenhöhe nicht zu verachten… Nur der Bundespräsident, der Heinzi, der dürfte sich zurückziehen. Wer braucht ihn noch? Aber so betrachtet, die Vorteile, sie würden überwiegen, bei weitem…

Gefällt mir die Idee… Warum auch nicht. Die Engländer, die Niederländer, die Schweden, die Norweger – sie alle leisten sich auch ein Königs- oder Fürstenhaus. Hochzeiten würden sensationelle Quoten im Fernsehen bringen, weltweit. Allein die Vorstellung, dass Robert Heinrich stolz den neugeborenen Sohn aus dem Fenster des Belvedere hält wie seinerzeit Figl den Staatsvertrag (oder doch wie Michael Jackson seinen Sohn Prince? *g*) mit den Worten: „Die Erbfolge ist gesichert!“ Ich schnurre wie ein Kätzchen! Herrlich! Wunderbar! Da brauche ich gleich ein Eis….

Naja, ganz so würde es das nicht spielen. Nicht der medienerprobte Palfrader sondern ein Habsburger, wohl einer der beiden Söhne Ottos, würde bei uns die Zügel in die Hand nehmen. Im Zuge einer parlamentarischen Monarchie – so nennt sich das doch? Aber den Japanern wäre das wohl egal, sie würden knipsen und filmen und Souvenirs kaufen. Viele Devisen… Und irgendwo in der Hofburg ein 3D-Hologramm vom alten Kaiser mit der Originalstimme… „Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut.“ Na, komm herunter! denke ich mir. Der Zug ist abgefahren. So ein Zwergenstaat wie Österreich als Monarchie? Fast wie Monaco, ein Operettenstaat halt. Ich muss grinsen.

Aber ich denke, dass es nicht am Tourismus liegt, dass mancher Österreicher gerne in einem Kaiserreich leben würde… Wie in der guten alten Zeit nämlich. Das ist der Punkt. Die Leute assoziieren mit der Monarchie automatisch ein besseres, schöneres, gemütlicheres Leben. Weil der Kaiser schaut ja auf uns, nicht wahr? Kaum einer hat eine Ahnung, dass das gar nicht so toll war, als der Kaiser hier in diesem Land den Ton angab. Die Untertanen wurden ausgebeutet, wenn der Staat Geld brauchte, wurde der Gürtel beim gemeinen Volk einfach enger gezogen… Der gute Kaiser Franz Joseph, dem „nichts“ erspart blieb, war eigentlich ein notorischer Fremdgänger, der seine schöne Sissi ständig betrog – und nicht erst mit der Hofschauspielerin Katharina Schratt. Die schöne Sissi hingegen hatte Angst vor dem Altern, ließ ihren Mann viel allein, war ein ausgesprochener Freigeist, dichtete viel und quälte ihre Hofdamen mit ihrem obskuren Körperkult… so schön war es also wirklich nie!

Wenn ich ehrlich bin, das könnte auch die Geschichte eines Filmstars sein, aus unseren Tagen. Nichts, was nicht schon dagewesen ist! Aber es wäre wohl interessant zu lesen in irgendwelchen Frauenzeitschriften. Ob eine Kaiserfamilie anstelle des Bundespräsidenten wirklich das Ultimative wäre – man weiß es nie. Aber es hätte gewiss nicht nur Nachteile, das bestimmt. Der Tourismus lebt jetzt so viele Jahrzehnte nach Ende der Monarchie sehr gut von dem, was davon übrig blieb. Ich meine trotzdem, dass es am besten ist, wenn es bleibt, wie es ist. Alles andere – nur ein Rückschritt. Und schon eine normale Demokratie ist mit genug Ärger verbunden… Nein, ich wünsche mir nicht, dass die Habsburger zurückkehren. Die Zeit ist vorbei. Und das sollten wir alle einsehen, die Österreicher wie die Habsburger selber…

Vivienne

Schreibe einen Kommentar