Textauszüge: Harry Popow – „In die Stille gerettet“. Persönliche Lebensbilder. Engelsdorfer Verlag, Leipzig, 2010, 308 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-86268-060-3
Grillen im Schnee (Seite 270)
Der letzte Tag des alten Jahrtausend. Millenium! Zwei Brote gebacken. Die zwei unteren Zimmer geschmückt. Cleo hat gesungen. Wir tanzten. Gesaugt. Zwei zusätzliche Tische für das „kalte Büfett“ aufgestellt. Post vom Briefkasten geholt. Unsere schwedischen Nachbarn Thomacz, Diana und deren Töchterchen Anna, zweieinhalb Jahre, sowie die aus Schwaben stammenden Rosi und Hans eingeladen. Auch unsere deutschen Bekannten Inka und Lutz und ihre zwei fast schon erwachsenen Kinder sind eingetroffen. Haben 50 Thüringer Bratwürste extra aus Deutschland mitgebracht. Grillen im Schnee ist angesagt. Eine Ecke vom Parkplatz freigeschaufelt. Dort stehen ein Grillgerät und ein Scheinwerfer. Professionell, wie Lutz staunt. Wodkaflasche steht daneben. Es bruzelt. Der Duft steigt der vorübergehenden Hanna in die Nase. Sie kriegt eine „Thüringer“ ab. Drinnen am Tisch eine fröhliche Runde. Sie läßt es sich schmecken. Musik von der Flu-Orgel und vom Band. Der Tanz beginnt. Jeder mit jedem. Dazwischen die eineinhalbjährige Tochter Anna von Diana und Thomacz. Polonaise durchs ganze Haus. Eine total durchgeknallte Gesellschaft.
23.30 Uhr: Alle Gadderoser, viele Einwohner der umliegenden Ortschaften und Gehöfte sowie unsere „Meute“ finden sich auf dem Festplatz ein. Das war noch nie da – ein riesengroßes Zelt. Drinnen Tische, auf denen die schwedische Smörgostorta, Kaffee und Sekt aufgebaut sind. Harald kann perfekt schwedisch. Hat es als Kind schon gelernt. Er spricht zu den Gadderosern. Bedankt sich auch im Namen der anderen hier ansässigen Deutschen für gute Nachbarschaft und Gastfreundschaft. Verweist auf den von ihnen spendierten deutschen Sekt. Gut gemacht, Harald. Der Vorsitzende des „Samhälningsveren“ (Zusammenhaltungsverein) hält eine Rede. Sie ist kurz. Alle schauen auf die Uhr. Der Zeiger steht fast schon auf der 24. Erste Leuchtraketen. Sie lassen den sonst so dunklen Himmel über dem kleinen verschlafenen Ort hell erleuchten. Den „Baron“ (so wird er liebevoll genannt wegen seiner imposanten Erscheinung) stört das nicht. Seine Schlußworte gehen unter in den gegenseitigen Glückwunschrufen, dem allgemeinen Jubel, den freundschaftlichen Umarmungen. Stunden danach: Gegen 5.45 Uhr sinken Cleo und ich im Wohnzimmer auf die extra breite Luftmatratze, denn oben im Schlafzimmer nächtigen unsere Gäste. Inkas Kommentar: „Unsere lieben Gastgeber, die netten, schlafen auf dem Fußboden und wir in ihren Betten …“ Wenigstens den Abwasch haben wir an diesem Morgen noch gemeistert.