Beim Geld hört sich die Freundschaft auf – Geschichten aus dem Cafe Steiner

Der Titel des heutigen Beitrages ist einem nicht ungeläufigen und salopp formulierten Spruch entliehen, der besagen will dass man sich bei Geldangelegenheiten nicht auf das Wesen einer Freundschaft verlassen sollte. Ich möchte eingangs erwähnen dass mich dieser Spruch in der Vergangenheit oftmals irritiert hat und ich ihm in seiner pauschalen Aussage durchaus ablehnend gegenüberstehe. Ich wollte den Zusammenhang nie recht verstehen, warum man sich in einer Freundschaft nicht auch finanziell vertrauen können solle. Deshalb möchte ich heute von einer Begebenheit im „Cafe Steiner“ erzählen die dazu beigetragen hat, dass ich nun vielleicht ein wenig besser verstehe wie dieser Spruch entstanden sein mag.

An dem besagten Abend war es eher ruhig im „Steiner“ gewesen als Jürgen neben mir an der Schank Platz nahm. Ich kenne Jürgen als langjährigen Stammgast schon des längeren und deshalb blieb es mir auch nicht ganz verborgen dass seine Stimmung an dem Abend getrübt war. Jürgen war stets ein sehr gesprächiger junger Mann, sodass es ungewöhnlich schien dass er diesmal grübelnd an der Schank saß. Es sollte aber dennoch nicht lange dauern bis er seine Gedankenwelt auf seine für ihn durchaus typische Art und Weise öffnete.

„Darf ich dich etwas fragen, Pedro“, hörte ich Jürgen sagen. „Hast du schon jemals einem Bekannten Geld geborgt?“. Auch wenn diese Fragestellung für mich etwas überraschend kam erwiderte ich, dass es schon vereinzelt vorgekommen sein mag, dass ich einem Bekannten kurzfristig ausgeholfen habe. Ich versuchte Jürgen zu vermitteln, dass ich auch nichts dabei finden würde einem Freund in finanziellen Notlagen unter die Arme zu greifen. Natürlich sind meine Möglichkeiten auch begrenzt und selbstverständlich erwarte ich mir eine faire und verlässliche Rückzahlung.

„Da hast du schon Recht“, antwortete Jürgen, „ich hab das bisher auch nicht anders gesehen als du.“ Im weiteren Verlauf des Gespräches sollte ich erfahren, dass er einem Freund vor knapp einem Jahr einen Betrag von € 3.000,00 geborgt hätte. Joe war im Zuge einer nebenberuflichen selbständigen Tätigkeit in Zahlungsschwierigkeiten geraten und ein Gläubiger hatte bereits mit einer Exekutionsklage gedroht. Aus dieser finanziellen Misere, die Joe damals ziemlich mitgenommen hatte, wollte Jürgen seinen Freund befreien. Man vereinbarte eine Rückzahlung in Form einer monatlichen Überweisung in der Höhe von € 200,00. Die Ausstellung eines schriftlichen Kreditvertrages hielt man unter Freunden, die sich gegenseitig vertrauen würden, damals für nicht notwendig.

Im ersten Monat gingen auch € 200,00 auf dem Konto von Jürgen ein, seither wäre aber Funkstille eingekehrt. Natürlich hätte Jürgen schon mehrmals Joe auf seine offenen Schulden angesprochen, doch wäre dieser zumeist ausgewichen oder hätte argumentiert, dass er einfach kein Geld hätte. Zugleich hätten sich die einstigen Freunde deutlich entzweit, wobei auch Joe sich seit Monaten nicht mehr gemeldet hätte. Dass die Sache für Jürgen, der letztendlich auch mit seinem monatlichen Einkommen haushalten muss, nicht nur ein finanzieller Schaden sondern auch eine persönliche Enttäuschung darstellt wird unbestritten bleiben.

Jürgen versicherte mir, dass er sogar Verständnis hätte wenn Joe glaubhaft versichern könnte, dass er die Rückzahlung nicht in der vereinbarten Form leisten könne. In diesem Zusammenhang stößt es aber ungut auf, wenn man erfährt dass sich Joe erst kürzlich eine kostspielige Auslandsreise geleistet hätte. Ich will hier auch nicht jene Menschen verurteilen, die aufgrund von Engpässen ihren finanziellen Verpflichtungen zeitweilig nicht nachkommen können. Aus der von Jürgen erzählten Geschichte müsste man aber leider ableiten, dass Joe jedes Interesse daran verloren hat seine Schulden zu begleichen.

Ich weiß nicht welcher Teufel diesen Joe geritten hat einen solchen Vertrauensbruch zu begehen und die Hilfsbereitschaft eines Freundes für eine – hart formuliert – Unterschlagung des geliehenen Betrages zu nutzen. Diese Geschichte, die sich in ähnlicher Form leider schon öfters zugetragen haben soll, unterstreicht die Aussage, dass sich – angeblich – bei Geld die Freundschaft aufhören würde. Trotz allem pflichte ich der Aussage auch heute nicht vollinhaltlich bei, gestehe aber ein dass bei Geldangelegenheiten besonders zu beachten ist wer als echter Freund gilt.

Pedro

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