15. Kapitel: Entlarvt

Hältst du dich eigentlich für besonders schlau? Rebekka trat zu Thomas, der etwas abseits im Garten stand und auf den Neubau auf der gegenüberliegenden Straßenseite starrte.

Die Eltern saßen mit Constanze im Wohnzimmer und spielten mit Stefan.

Wieso? Thomas beäugte Rebekka misstrauisch.

Du weißt schon, wo ich arbeite, oder? Rebekka stellte sich jetzt genau vor Stefan und blickte ihm direkt in die Augen.

Nee, hat mich nie interessiert. Thomas wandte sich ab.

Im Excalibur.

Aha. Sagt mir nix.

Das liegt auf der anderen Straßenseite vom Sevilla. Rebekka wartete auf Thomas‘ Reaktion.

Thomas versteifte sich, bemühte sich aber offensichtlich, Haltung zu bewahren: Und weiter?

Hältst du mich für besonders dämlich? Mann, ich hab dich gesehen an dem Abend!

Thomas‘ Stimme wirkte etwas brüchiger als sonst, als er ihr betont ruhig antwortete: An welchem Abend denn?

Das weißt du ganz genau. Wer war das denn? Eure Tippse? Oder was Bezahltes? Nee, sah irgendwie eher aus wie eine Sekretärin. Für ne Nutte wärst du eh zu geizig.

Rebekka, das war ein Geschäftsessen, da waren noch andere Leute dabei. Wir sind einfach ein bisschen früher gegangen, ich hab die Kollegin heimgefahren und gut war. Sonst nichts. Du siehst einfach Gespenster. Du machst dich lächerlich.

Ach so. Deshalb hattest du auch den Arm um sie gelegt, oder was? Sie legt dann ihr Köpfchen an deine Schulter, Küsschen geben, wie süß. Machst du das mit allen Kollegen so? Und wo warst du dann nach dem >Geschäftsessen<? Ist lang bis 3 Uhr. Ich hab bis ein Uhr gearbeitet und war trotzdem früher hier als du. Bisschen seltsam, oder?

Manchmal hat man einfach eine so harte Woche, dass man mal allein sein und abschalten muss. Einfach mal allein einen Absacker trinken. Aber das kannst du dir ja nicht vorstellen. Dazu müsstest du ja mal richtig hart gearbeitet haben.

Ja, genau, Thomas. Allein einen Absacker trinken. Und dann nochmal Hunger kriegen und nen Burger nachschieben. Schon klar. Rebekka begann ihn mit dramatischer Geste zu umkreisen. Soll ich dir mal meine Theorie erklären? Du hast die kleine Ziege nach Hause gefahren. Dann den Macker raushängen lassen: Soll ich dich noch zur Tür bringen, schöner Abend, blabla, siehst so hübsch aus, blabla, noch mit reinkommen, aber gerne, nur auf nen Kaffee, das war ja so nett mit dir, blabla. Dann hast du sie gevögelt und danach schnittiger Abgang. Ich steh ja hinterher eher auf Pizza, aber Burger geht auch. Hat’s wenigstens geschmeckt?

Okay, auf was soll das rauslaufen, Rebekka? Willst du mich fertigmachen? Erpressen? Was denn?

Thomas‘ Gesicht war kalt und kontrolliert. Er schaute von oben auf Rebekka herunter.

Rebekka starrte ihn wütend an: Verdient hättest du Arschloch das. Ich weiß noch nicht, was ich damit mache. Muss ich mir noch überlegen.

Na, dann überleg mal schön. Überleg mal, was passiert, wenn du das weitertratschst. Meinst du echt, deine Schwester verträgt noch was? Und was sollen deine Eltern machen? Mich verstoßen? Schau dir Constanze im Moment mal an. Meinst du, die schafft es ohne mich? Willst du das deiner Schwester antun, bloß weil du mich nicht ausstehen kannst?

Rebekka schien kleiner geworden zu sein. Thomas hatte wieder die Oberhand. Er schaute Rebekka verächtlich an: Mach, was du willst. Aber sei dir bewusst, dass du allein an allem schuld bist, was dann passiert.

Er ließ Rebekka im Garten stehen, ging ins Haus und öffnete eine Flasche Wein.

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