Das Dunvegan Castle liegt im Nordwesten der Isle of Skye, einer schottischen Hebriden-Insel, und ist der Stammsitz des bekannten Clans der MacLeods. Das Castle wurde auf einem Basaltfelsen direkt am Loch Dunvegan gebaut. Die ersten Befestigungsanlagen wurden im 13. Jahrhundert auf dem Felsen errichtet. Malcolm der III. errichtete dann Mitte des 14. Jahrhunderts einen großen Bergfried. Der sogenannte „Feenturm“ wurde dann 100 Jahre später vom Clan Chief Alasdair hinzugefügt. Bis heute ist das Schloss im Besitz der Familie MacLeod und ist das am längsten privat bewohnte britische Schloss.
Was wäre aber eine schottische Burg ohne Mythen und Legenden? Das Dunvegan Castle verfügt sogar über eine besonders anrührende, nämlich die der „Fairy Flag“, der Elfenfahne. Deren Überreste sind in einem Rahmen hinter Glas im Schloss zu besichtigen.
Folgende Geschichte rankt sich um dieses verfallende Stück Stoff: Es soll dem Clan der Macleods von den Elfen übergeben worden sein, um den Clan aus höchster Not zu retten. Dies soll dreimal möglich sein. Zweimal soll sie schon benutzt worden sein, ein drittes Mal steht sie also noch zur Verfügung. Darüber, wie die Fahne in den Besitz des Clans gekommen ist, gibt es mehrere Versionen.
In einer Version soll die Decke einem noch in Kindesjahren befindlichen MacLeod-Sprössling umgelegt worden sein, um ihn vor Bösem zu bewahren. Andere Geschichten ranken sich um die Liebe. Eine davon berichtet, dass ein Clan Chief ein wunderschönes Mädchen traf, in das er sich sofort verliebte und um dessen Hand er anhielt. Sie gestand ihm, dass sie eine Elfe sei und nur einige Jahre unter den Menschen leben könne. Der Chief war aber so verliebt, dass er ihr versprach, sie nach Ablauf dieser Zeit gehen zu lassen. So lebte sie mit ihm auf dem Schloss. Als die Zeit zu gehen gekommen war, versuchte er sie aufzuhalten und hielt sie an ihrem Umhang fest. Sie riss sich aber los und ihm blieb nur der Fetzen ihres Umhangs. In anderer Version verbringt der Chief einige Zeit im Elfenreich, heiratet die Tochter des Elfenkönigs und nimmt sie mit auf das Schloss, wo sie aber nur sieben Jahre bleiben kann. Am Ende dieser Zeit bringt sie ein Kind zur Welt, dem sie die Fahne als Decke hinterlässt, um es zu schützen.
Eine weitere Version besagt, dass ein Clan Chief sie nach den Kreuzzügen mitgebracht habe, wo er zusammen mit einem Unterweltgeist gekämpft habe, welche ihm einen Teil ihres Kleides geschenkt habe. Diese Geschichte enthält zumindest einen Funken Wahrheit. Neuere Untersuchungen haben ergeben, dass die Fahne aus syrischer Seide gefertigt wurde. Neben der Kreuzfahrertheorie gibt es als weitere historische Theorie, dass es die Schlachtfahne des Norweger-Königs Harald war, der im 11. Jahrhundert nach Großbritannien aufbrach.
Wie auch immer: Zweimal glaubte der Clan an Rettung durch die Elfenfahne. Über die Anlässe ist man sich nicht einig. Einmal habe man sie geschwenkt, als ein Kind im Sterben lag, und einmal, als durch sie eine verloren geglaubte Schlacht – angeblich gegen die MacDonalds – zum Sieg gewendet worden sei. In anderen Versionen soll statt der Rettung des Kindes eine Seuche unter dem Vieh geheilt worden sein, die sonst als Konsequenz eine Hungersnot nach sich gezogen hätte.
Auch darüber, wie die Hilfe aussieht, gibt es mehrere Varianten, von wundersamer Verbesserung bis hin zum Auftauchen eines Elfenheeres. Zweiteres wäre sicherlich in genannter Schlacht recht nützlich gewesen.
Man sagt, dass die Fairy Flag nach ihrer dritten Verwendung sofort zu Staub verfallen würde – was man nach dem Anblick ihrer Überreste sofort glauben kann.
Der Glaube an die Fahne war jedenfalls so stark, dass Soldaten aus dem MacLeod-Clan im Zweiten Weltkrieg ein Foto der Fahne bei sich getragen haben sollen. Das 28. Clan-Oberhaupt – Dame Flora MacLeod of MacLeod – soll einigen Soldaten sogar kleine Stücke der Fahne gegeben haben.
Und sicherlich ist es für den MacLeod-Clan eine beruhigende Vorstellung, im Fall einer Katastrophe noch ein letztes Mal die Hilfe der Elfen beanspruchen zu können…