„Wie im Himmel“

Regie & Drehbuch:
Kay Pollak

Schauspieler:
Michael Nyqvist/DANIEL
Frida Hallgren/LENA
Helen Sjöholm/GABRIELLA
Lennart Jähkel/ARNE

Kinostart:
20. Oktober 2005

Drehort:
Schweden 2003/2004

Länge:
125 Minuten

„Schon als ich noch ein kleiner Junge war, wollte ich immer nur eine Musik machen, die die Herzen der Menschen öffnet. Das war mein Traum“ (Daniel WIE IM HIMMEL)

Ein kleiner Junge spielt im Weizenfeld Geige. Da stört er keinen. Er träumt davon, »Musik zu machen, die die Herzen der Menschen öffnet.« Dreißig Jahre später ist aus dem kleinen Jungen der große Dirigent Daniel Dareus geworden. Durch den großen Erfolg hat er hat seinen Kindertraum verloren. Erst als er mitten in einem Konzert einen schweren Herzinfarkt bekommt, geht er zurück in sein Heimatdorf in Nordschweden. Unter seinem Künstlernamen kauft er die alte Volksschule und will dort wieder in Ruhe zu sich finden.

Als er durch die seit langem leer stehenden Räume seiner alten Schule geht, kommt gleich der Pfarrer der Gemeinde, um ihn zu begrüßen. Daniel freundlich aber kalt. Zu viele Erinnerungen an seine Kindheit und seine Schulfreunde, die ihn oft verprügelten. Die Frage, ob er vielleicht den Dorfchor unterstützen würde, verneint er – zunächst.

Als er eines abends mal recht „zufällig“ am Gemeindehaus vorbeikommt, hört er Gesang. Der Kirchenchor probt gerade, und die Dorfchorsänger fühlen sich sehr geehrt, als er, Daniel, das Lob ausspricht »da ist vieles ziemlich schön«. Er kann nicht anders, er versucht die zusammengewürfelte Truppe zu unterrichten. Er erhält die Stelle als Chorleiter.

„Es geht um die Balance. Ich weiss schon, dass Du sie hast. Sie muss nur rauskommen dürfen. Und damit sie rauskommen kann, braucht sie einen Weg. Den Hals weit aufmachen und den Brustkorb. Jetzt ist Platz für den Ton“ (Daniel WIE IM HIMMEL)

Mit Geduld versucht Daniel zu erklären, worum es ihm bei der Musik geht, aber sie verstehen ihn anfangs nicht wirklich. Mit der Zeit kann er sich besser verständlich machen und gemeinsam mit den Mitgliedern des Chores die Musik entdecken, nach der er sucht. Langsam merken die Chormitglieder, dass sie hier etwas ganz anderes erleben, als sie bisher kannten. Sie lassen sich von der Begeisterung ihres Dirigenten einer nach dem anderen regelrecht anstecken und werden immer mehr zu einer neuen Gemeinschaft. Die Herzen öffnen sich nach und nach, Gefühle, Konflikte und lange Unterdrücktes platzen heraus. Aber immer wieder feiern sie auch miteinander – die Begeisterung und die Freude, die sie erleben, schweisst sie zusammen.

Die Konflikte nehmen natürlich ihren Lauf. Für Gabriella z.B. ist der Chor der einzige Zufluchtsort, weil sie zu Hause von Conny, ihrem tyrannischen Ehemann geschlagen wird. Voll Eifersucht (ihre Solostimme ist genial) holt er sie manchmal sogar aus dem Chor weg. Alle wissen, dass er sie schlägt, aber die Dinge verändern sich. Die andern im Chor schauen nicht mehr weg. Besonders Lena nicht.

Daniel macht auch viele neue Erfahrungen in dieser Zeit. Während er die Menschen mit seiner Musik ermutigt, wird er auch selbst freier und merkt, wie er beginnt, die Menschen zu lieben – auf einer tieferen Ebene als in der Reichen-und-Schönen-Welt. Die junge Lena hat entscheidend dazu beigetragen. Sie ist die einzige, die sich nicht weiterentwickelt, bleibt die gleiche von Anfang bis Ende. Mutig und mit Herz – Lena’s Ausstrahlung ist einfach umwerfend.

Die Auseinandersetzungen spitzen sich zu. Die eifersüchtige Siv beobachtet enttäuscht, wie Daniel und Lena, sich vorsichtig näher kommen. Sie geht postwendend zum Pfarrer, der den äußerst attraktiven Daniel siegessicher entlässt..

Die Freundlichkeit des Pfarrers war sowieso von Anfang an Fassade. In Wirklichkeit hat er die Entwicklung des Chores widerwillig beobachtet und ist froh, dass er dem nun endlich ein Ende machen kann. Denn auch seine eigene Frau hat sich im Chor wohler gefühlt als zu Hause und sie wusste schon lange, dass Stig, ihr Mann, der Herr Pfarrer, Pornohefte im Schrank hat und wöchentlich von Sünde predigt, die vergeben werden muss. Herrlich, ein paar ihrer klaren Sätze hätte ich gerne schriftlich mit nach Hause genommen.

Aber tatsächlich ist es zu spät. Stig scheitert erbärmlichst. Alle Chormitglieder (außer Siv) verlassen das Gemeindehaus und singen von nun an in der alten Volksschule. Aus dem Chor ist eine Gruppe von freien Menschen geworden, die sich den dunklen Seiten ihres Lebens gestellt und genügend Kraft gefunden haben auf eigenen Beinen zu stehen. Der Film endet mit einem Konzert in Österreich. Das Ende ist tragisch und schön zugleich. Daniel bekennt sich endlich zu Lena und Sekunden vor dem Auftritt bekommt er eine zweite Herzattacke. Der Chor singt selbstständig und gibt alles. So hat sich sein Traum verwirklicht.

Ein ruhiger dennoch ergreifender Film, gespielt von wunderbaren schwedischen Schauspielern, die hier kaum bekannt sind. Mal etwas ganz anderes. Gut, dass er mir gleich von zwei Freundinnen mehrfach dringend ans Herz gelegt wurde und obwohl ich erst keine richtige Lust hatte in einen so ruhigen sentimental schönen Film zu gehen, hat es sich gelohnt.

Im Film und auf der CD zum Film treffen Gabriella’s Song und Lena’s Song (Fly With Me) so richtig mitten ins Herz. Dennoch lohnt es nicht wirklich, die CD zu kaufen. Gabriella’s Song und Fly with me verlieren auf der CD an Wirkung, da sie noch durch ein Orchester und ein Schlagzeug begleitet werden. Das nimmt in Gabriella’s Song die Kraft und Verzweiflung. Gabriella’s song wurde übrigens gesungen von Helen Sjöholm, die in Schweden u. a. zusammen mit Benny Andersson (Ex-Abba!) produziert.

Der Film läuft noch in einigen Kinos. Im Internet ist die DVD für rund 17,99 € zu erhalten, die CD für ca.13,99 €.

(C) Sarkastika

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