„Der Krieg des Charlie Wilson“

„Wo ein Wille, da ein Weg.“ Das ehe simple Sprichwort scheint in gewisser Weise das Motto des Filmes „Der Krieg des Charlie Wilson“ vorzugeben, in dem der Weg eines Mannes gezeichnet wird, der so keinem Klischee von einem ehrbaren, unantastbaren Helden entspricht und der doch ein Land, weit weg von den USA, von den Kommunisten befreit. Dabei schafft er es sogar, gegensätzliche politische Kräfte in aller Welt für das eine Ziel zu engagieren. Kongressabgeordneter Charles Wilson ist dieser Mann, und noch bemerkenswerter, die Geschichte ist nicht etwa erfunden sondern hat sich hat tatsächlich ereignet… Regisseur Mike Nichols gelang mit dem Film eine brillante politische Satire, für die er drei Oscarpreisträger gewinnen konnte und in der jede auch kleinere Rolle sorgfältig mit exzellenten Schauspielern besetzt wurde. Ein Meisterwerk ohne laute Töne, in das der gereifte Tom Hanks sein ganzes Können einzubringen vermag, und das fesselt, obwohl es abgesehen von Kriegsschauplätzen, ohne Gewalt oder falsches Pathos auskommt…

Afghanistan zu Beginn der 80er Jahre. Die UDSSR haben das Land besetzt und zwingen es mit harter Hand nieder. Etwa zur selben Zeit wird der Texaner Charles Wilson zum Kongressabgeordneten gewählt. Wilson (Tom Hanks) ist ein Mann mit vielen Lastern, er trinkt zuviel und hat eine Schwäche für attraktive, gut gebaute Frauen, die sich in seinem Büro nur so tummeln. Mit der einflussreichen Joanne Herring (Julia Roberts) verband ihn einmal eine intime Affäre und als die antikommunistisch engagierte Frau an ihn herantritt um zu erreichen, dass die USA die afghanischen Freiheitskämpfer unterstützen, sagt er schließlich Hilfe zu, ohne auch nur annähernd zu ahnen, auf was er sich dabei einlässt. Aber Charlie Wilson ist der richtige Mann zur richtigen Zeit, und wie sich in den folgenden Jahren immer wieder weist, er kennt die richtigen Leute und scheut auch nicht davor zurück, Pakistan und Israel inoffiziell gegen den gemeinsamen Feind UDSSR zu verbünden…

Wilson erreicht sein Ziel mit Herz und Konsequenz, die Russen verlassen Afghanistan aber er scheitert geradezu banal mit der Krönung seines Werkes: während es vergleichsweise einfach war, die Unterstützung für die Freiheitskämpfer in Afghanistan auf 1 Milliarde Dollar zu schrauben, interessiert in den USA kaum jemanden mehr wie es mit dem befreiten Land weitergehen soll. Ein vergleichsweiser Bagatellbetrag, den Wilson für den Aufbau von Schulen in Afghanistan loseisen möchte, bleibt ihm eiskalt verwehrt. Die Russen sind besiegt, das allein zählt, und es ist völlig egal was jetzt aus den Menschen in Afghanistan wird… Das Ende des Filmes macht nachdenklich und zeigt sehr deutlich auf, wie Politik in dieser Welt sehr oft wirklich gespielt wird. Man verlässt das Kino zwar nicht mit einem Misston aber mit der Bestätigung, welch unbedeutende Rolle der einzelne Mensch im Kreuzfeuer der „Großen“ einnimmt. „Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen…“

Das Meisterwerk „Der Krieg des Charlie Wilson“ überzeugt wie schon eingangs erwähnt mit einer Riege toller Schauspieler, in dem einmal mehr Tom Hanks, eine Paraderolle gefunden hat. Mir gefällt besonders das allzu „Menschliche“, das den Kongressabgeordneten Wilson auszeichnet. Genau wie ihn eine Kokainaffäre nicht davon abhält, den Krieg in Afghanistan weiter im Auge zu behalten, der zusehends sein eigener wird, mit dem er einerseits reift und stärker wird und trotzdem seine Schwächen weiter auslebt. Tom Hanks überzeugt in diesem Part zu jeder Minute und zeigt sich dabei vor der Kamera ganz ungeschönt wie gealtert, wirkt dabei aber auch authentisch wie nie… Julia Roberts, die als Joanne Herring zwar eine Nebenrolle einnimmt, sich aber als die Auslöserin von „Wilsons Krieg“ rühmen darf, überrascht nach der Babypause als erblondete Texanerin, die weiß wie sie ihre Ziele erreicht…

Ein mehr als sehenswerter Film für alle, die im Kino auch Tiefgang suchen und nicht nur unterhalten sondern auch geistig gefordert werden möchten…

(C) Vivienne

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