Filme nach einem Bestseller – wie auch im vorliegenden Fall nach der berühmten Vorlage von Dan Brown – haben es nicht leicht. Ein Film raubt dir einen Teil deiner Fantasie, die bei der Lektüre des Buches üppig wuchert und blüht. Trotzdem werden immer wieder große Projekte nach Vorgaben eines berühmten Romans realisiert und im Fall des Da Vinci Codes ist das – mit gewissen Einschränkungen – unter der Regie von Ron Howard sehr gut gelungen. Der Streifen hält die Zuseher auf Trab, zwingt sie zum regen Mitdenken und verblüfft sie mit Überraschungen im Handlungsablauf immer wieder aufs Neue. Die knapp zweieinhalb Stunden, die der Film dauert, vergehen wie im Flug und ich wage nach dem gestrigen Kinoabend zu behaupten, dass man ein wenig klüger aber auch weiser den Saal verlässt…
Wenn ich mich sonst an dieser Stelle dem Inhalt eines Streifens ausführlich widme, passe ich heute an dieser Stelle mit Details: es wäre zu komplex und zu aufwendig den Handlungsstrang einigermaßen logisch und schlüssig darzustellen, ohne zu viel zu verraten. Eine elementare philosophische Frage und die harte Haltung der Katholischen Kirche dazu stehen im Zentrum des Geschehens, um das die „Schnitzeljagd“ rund um den Heiligen Gral aufgebaut ist. Superstar Tom Hanks und seine französische Kollegin Audrey Tatou stehen im Brennpunkt des Geschehens, geraten in Mordverdacht und werden gejagt, decken aber trotzdem Schritt für Schritt auf, wer sich hinter dem Heiligen Gral wirklich verbirgt…
Vielschichtige Charaktere, die man nicht eindeutig als gut oder schlecht kategorisieren kann, erhöhen die Spannung. So auch Jean Reno als pflichtbewusster Polizist, der, selber getäuscht, seine Kompetenzen überschreitet, und trotzdem die Fäden wieder entwirrt. Auch Jürgen Prochnow zeigt zwei Gesichter und der Mönch Silas ist die tragische Gestalt des Filmes, der aus falsch verstandener Gottesfürchtigkeit zum brutalen Serienmörder wird und schließlich seinen furchtbaren Irrtum realisieren muss… Die Rolle der Kirche im Da Vinci Code ist zwiespältig, wie nicht anders zu erwarten war, was die Institution im Vorfeld aber auch nutzte um mehrfach Kritik an dem Streifen und am Roman selber zu üben.
Ist Christus Vater geworden? War er wirklich mit Maria Magdalena verheiratet, die keine Hure sondern eine Prinzessin aus vornehmem Geblüt war? Und was wäre so furchtbar an der Vorstellung, dass Christus eine Tochter gehabt haben könnte? Wäre er ein schlechterer „Sohn Gottes“ dadurch? Fragen, die man ausführlich und lange diskutieren kann ohne auf ein wirklich befriedigendes Resultat für alle Seiten zu kommen. Fragen, die stehen und fallen mit der Einstellung der Kirche zur Sexualität, die kein Fingerbreit abweicht von der Position, die seit Jahrhunderten gepredigt wird ohne dabei zu bedenken, dass Sexualität absolut nichts Abstoßendes oder Abnormes an sich ist, ganz im Gegenteil. Wie weit die kühnen Theorien, die im „Da Vinci Code“ zur Sprache kommen, aber wirklich zutreffen, wird man wohl nie wirklich klären können.
Und ehrlich: ist es überhaupt wichtig? Das einzige, das mir persönlich wirklich ein Anliegen ist, wäre ein Überdenken der hohen Kirchenväter ihrer eigenen Politik und wieweit manches alte Dekret tatsächlich noch zeitgerecht ist. Ob Christus eine Tochter hatte oder nicht, stellt bei den hohen humanitären Vorgaben Jesu und seiner Lehre das geringste Problem dar – für mich das Fazit des beeindruckenden Streifens. – Die schauspielerischen Leistungen im Film sind durchaus ansprechend. Tom Hanks, optisch verjüngt durch einige Kilos weniger und mit einem längeren Haarschnitt, gefällt in der Rolle des Robert Langdon, mit dem der Plot seinen Anfang und auch seinen Ausgang nimmt. Obwohl die packende Story ohne richtige Liebesgeschichte auskommt, vermittelt sie doch immer wieder sehr viel Gefühl und Romantik zwischen den beiden Hauptdarstellern, was auch an der hübschen Audrey Tatou liegt, die ohne es zu ahnen, das Mysterium des Grals schon die ganze Zeit in sich trägt…
(C) Vivienne