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04.05.2005, © Vivienne

Abgründe

Ich stehe am Balkon.
Der Wind weht stark.
Vereinzelt ein paar Tropfen.
Wolken am Himmel.
Aber nichts ist dunkler als mein Innerstes.
Schwer wie Blei.
Kalt wie Eis.
Die Hölle in mir selber.
Nicht loslassen können.
Mich nicht lösen können.
Von dieser Liebe.
Die eigentlich längst keine Liebe mehr ist.
Sondern ein Abgrund.
Von dem ich nicht zurückweichen kann.
Unfähig zu entfliehen.
Kurz vor dem Fall.
Der vielleicht doch Erlösung ist…

Ist Sterben Erlösung?

Ich weiß es nicht.
Und noch ist die Angst stärker.
Die Angst zu stürzen.
Aber nicht groß genug zurückzuweichen…
Einen anderen Weg einzuschlagen.
Ist er es Wert?
Da ist diese Stimme.
Bisweilen ist sie in meinem Kopf.
Bisweilen höre ich sie laut.
Doch meistens ist sie leise.
Ich höre sie nicht.
Nicht mehr.
Wenn der Wind rauscht.
Wenn der Regen fällt.
Tosend.
Und ich nass bin.
Bis auf die Haut.
Und ich trotzdem die Kälte in mir stärker spüre.
Viel stärker.
Als die um mich.

Liebe ich ihn?
Geliebt habe ich ihn wohl einmal.
Jetzt bin ich süchtig.
Süchtig nach dem Bild von ihm.
Das einmal lebte.
Zu leben schien.
Denn real war es nie.
Ich  sah nur seine Fassade.
Und die schien so sanft.
So liebevoll.
So anlehnungsbedürftig.
Eine von zwei Seiten.
Durch die Mauer drang ich nie.
Die er vor mir aufbaute.
Ich lief dagegen.
Immer wieder.
Und begriff nicht.
Warum er mich nie an mich heran ließ.
Ich öffnete mich.
Und zeigte ihm mein Herz.
Es war ihm egal.

Der Wind wird stärker.
Die Nacht ist dunkel.
Schwarz wie ein Vorhang.
Ich weiß nicht, worauf ich warte.
Ob ich fallen will.
Oder leben.
Oder ob ich überhaupt eine Wahl habe.
Irgendwann.
Erwache ich dann.
Schweißgebadet.
Ich habe nur geträumt.
Denselben Traum,.
So oft in diesen Wochen.
Fast jede Nacht.
Ich habe Angst vor diesem Traum.
Und davor.
Dass er Wirklichkeit wird.
Eines Tages…

Vivienne/Gedankensplitter
 

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