Im Herzen kein Techniker – Ansichtssache

Seit mittlerweile 15 Jahren – seitdem ich überhaupt im Berufsleben stehe – verdiene ich mein Geld in der IT-Branche. Ich hatte nach der Pflichtschule die dreijährige „Schule für Datenverarbeitungskaufleute“ absolviert, die damals – Ende der 80er Jahre – noch als relativ außergewöhnliche Sonderschulform eine Mischung aus Handelsschule und Datenverarbeitungs-Unterricht anbot. Datenverarbeitung – welch mittlerweile angestaubter Begriff, den heute kaum jemand mehr in dieser Form verwendet, aber auch ein Zeichen unserer schnelllebigen Zeit.

In den Jahrgängen 1986-1989 genoss ich also eine Ausbildung rund um Buchhaltung und Betriebswirtschaftslehre, wurde aber auch in den damals aktuellen Softwareprodukten MS-DOS 3.3 sowie den Programmiersprachen GW-BASIC und COBOL unterrichtet. Mitentscheidend dafür, warum ich diesen Ausbildungsweg wählte, war wohl, dass ich seit 1984 mit dem „Commodore 64“ eine neue Leidenschaft entdeckt hatte – den Homecomputer.

Nach dem Schulabschluss begann der so genannte „Ernst des Lebens“. Der Markt für IT-Mitarbeiter bot 1990 natürlich noch ein völlig anderes Bild als heute. Einige werden sich vielleicht noch an die Botschaft der Wirtschaftskammer Mitte der 90er Jahre erinnern können, dass wir in der IT-Branche hoffnungslos auf Arbeitskräfte aus Indien angewiesen wären, wenn wir nicht das Wirtschaftswachstum gefährden wollten. Erst mit Beginn des neuen Jahrtausend mussten IT-Mitarbeiter auch in die Arbeitslosenstatistik aufgenommen werden.

Aus der damaligen Ausgangslage heraus, war es für mich auch kein wirkliches Problem einen Arbeitsplatz zu finden und so startete ich mein Berufsleben als Operator in einem Gewerbebetrieb in Wien-St.Marx. Die Tätigkeit eines Operator umfasste im wesentlichen die Bedienung von sogenannten Host-Systemen, also Großrechneranlagen, die erst im Laufe der Zeit an Bedeutung verlieren sollten und somit auch das Berufsbild des Operator veränderten. Meine Karriere bei meinem ersten Dienstgeber endete aber 1997 dahingehend, dass der Standort des Rechenzentrums von Wien in die Unternehmenszentrale nach Vorarlberg verlegt wurde.

Seit 1997 bin ich nun in der Administration des Client-/Serverbreich eines Finanzdienstleistungsunternehmens tätig. Hier zwar zweifellos mit neuer Technologie – anders als in meiner Zeit als Operator – konfrontiert, erlebe ich keinesfalls weniger die Veränderungen die sich in der IT-Branche abzeichnen. Wenn Unternehmen, egal welcher Branchen, heute verkünden im sogenannten „BackOffice“ Bereich – früher hätte man Verwaltung dazu gesagt – Einsparungen vornehmen zu wollen ist damit zu einem guten Teil auch der Personalstand im IT-Bereich gemeint. Meine Veränderungswilligkeit ist begrenzt, und schon manches mal hätte eine etwas weniger schnelllebige Branche meinem Gemüt nicht geschadet.

Soweit so gut, nun habe ich euch, lieben Lesern, einen kurzen Überblick über den beruflichen Werdegang des Webmaster der Bohnenzeitung vermittelt. Eigentlich war dies aber gar nicht meine Intuition, als ich diesen Artikel schreiben wollte – es ging mir eigentlich, wie man dem Titel – „Im Herzen kein Techniker“ – ablesen kann, um etwas anderes.

Seit 1984 habe ich ständig – zeitweise sogar fast den neuesten – PC-Typ in meinem Arbeitszimmer stehen. Es ist ein großes Hobby von mir, und es ist vielleicht fast eine Leidenschaft – denn fast täglich verbringe ich neben meiner Arbeitszeit auch einen Teil meiner Freizeit vor dem „Kastel“ – ohne dennoch bereits die vielzitierten viereckigen Augen zu haben. Vieles für das ich den PC privat nutze ist aber nicht technischer Natur – etwa das Chatten oder das Verwalten der Bohnenzeitung ist ein Privatvergnügen, das man meiner Meinung nach nicht als technische Tätigkeit zuordnen kann. Natürlich beschäftige ich mich auch zweifelsfrei mit den Neuerungen der IT-Branche – berufsmäßig wie privat gleichermaßen – aber hier hält sich meine Leidenschaft wohl doch in Grenzen.

Ich helfe auch immer gerne, wenn Bekannte Probleme mit dem PC haben, sei es eine Neuanschaffung, Neuinstallation oder die Behebung eines wie immer gearteten Problems. Zuletzt verfing ich mich bei einem solchen „Einsatz“ in einem Gespräch, als ich meinte, mich generell nicht als Techniker zu sehen. „Also für mich bist du schon ein Techniker“, sollte ich hören. Dass ich mich sehr schnell zurückziehe, wenn es darum geht einen Schraubenzieher in die Hand zu nehmen wusste die Bekannte wohlweislich. Nun, ich kann damit leben, als Techniker gesehen zu werden, aus dem Herzen heraus sehe ich mich dennoch mehr als kaufmännisch-organisatorisch veranlagter Mensch. Ein klassischer Techniker wird das wohl auch schon erkannt haben. Wahrscheinlich ist das auch die Ursache, dass ich mich in meiner Tätigkeit in der IT-Branche wohl möglichst immer mehr organisatorischen als technischen Tätigkeiten zugezogen gefühlt habe. Vielleicht aber sollte ich auch diese doch etwas verkorkste Trennung der beiden Welten ablegen. Denn ich werde wohl voraussichtlich weiterhin meine Brötchen in der IT-Branche und nicht als Buchhalter backen…

Pedro

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