Das vorläufige Endergebnis der Bundespräsidentenwahl zeigt 52,4% der gültigen Stimmen für Heinz Fischer und 47,6% für Benita Ferrero-Waldner. Heinz Fischer wird somit in den nächsten sechs Jahren als Bundespräsident in der Hofburg residieren.
Auch wenn sich die beiden Kandidaten bis zuletzt ein Kopf-an-Kopf Rennen lieferten hatte der Wahlkampf keine wirklichen Höhepunkte zu bieten. Die kurze Politshow von Fiedler war da ebenso entbehrlich wie die Gefechte rund um Manner-Schnitten und Ferrero-Küsschen. Dass nur zwei Kandidaten ins Rennen geschickt wurden hat uns zwar nun einen zweiten Wahlgang erspart, die Konfrontation und das politische Angebot aber nicht wirklich bereichert. Eine Wahlbeteiligung von nur 70,8% spricht eine eindeutige Sprache.
Dass die Kandidaten klare Parteikandidaten waren fand ich nicht unbedingt störend, noch nie in der Zweiten Republik hatte ein parteifreier Kandidat bei der Erstwahl reale Chancen auf den Platz in der Hofburg. Unnötig fand ich lediglich, dass sich sowohl Fischer als auch Ferrero krampfhaft überparteilich geben mussten. Auch wenn die Bundespräsidentenwahl in erster Linie eine Persönlichkeitswahl ist, schwingt doch immer auch ein wenig Lagerwahlkampf mit. ÖVP-Wähler votierten tendenziell zu Ferrero-Waldner, SPÖ-Wähler zu Fischer, das lässt sich durch Umfragen und Wahlanalysen belegen.
Bei dieser Wahl stand erstmals eine Frau als chancenreiche Kandidatin am Stimmzettel. Heide Schmidt und Gertraud Knoll, die sich ebenfalls schon für das Amt bewarben, konnten nur Achtungserfolge erzielen, bekannten sich in diesem Wahlgang aber als Fischer-Wähler. Von der Ferrero-treuen FPÖ wurde ihnen dafür ausgerichtet „frustierte Frauen“ zu sein. Für Analysten war es nicht einfach, zu erkunden wie sich ein Wahlkampf der Geschlechter auswirken könnte. Die bloße Rechnung Frau wählt Frau wäre eindeutig zu plump, vor allem auch weil Ferrero nicht unbedingt übermäßig das Weltbild einer modernen Frau repräsentiert. Die Grünen waren etwa in einer schwierigen Rolle. Einerseits wäre die Partei deutlich für eine erste Frau im Staat gewesen, konnten sich aber trotzdem für eine Unterstützung Ferreros wegen deren FPÖ-Nähe nicht erwärmen. Auch die soeben ausgestrahlte Wahlanalyse zeigt zwar einen vorhandenen, aber kaum wahrnehmbaren, Überhang an Frauen-Stimmen für Ferrero (51% der Frauen wählten Fischer gegenüber 52,4% der Gesamtbevölkerung).
Heinz Fischer wird nun doch nicht in Pension gehen, wie er es für eine Wahlniederlage vorgehabt hätte. Ferrero-Waldner wird möglicherweise weiter im Außenministerium amtieren. Die unterlegenden Kandidaten der letzten Wahlgänge (Steyrer, Streicher) hatten sich jeweils nach ihrer Niederlage aus der Politik zurückgezogen. Ferrero meinte in einer ersten Stellungnahme, dass die geringe Wahlbeteiligung an dem Wahlergebnis mitschuld gewesen sei. Viele hätten sich gefragt, ob das Amt des Bundespräsidenten notwendig sei. Dies hätte gerade ihr geschadet – das ist natürlich ein Problem, wenn man sich für ein Amt bewirbt, das von seinen Anhängern als nicht notwendig betrachtet wird.
Pedro